190 —
Aber auf dem Wrack, obgleich es noch sieben halblebende Menschen trug, war
alles rein ausgestorben. Es war 6m ungeheures Stück Arbeit, diese halb
erstarrten Leute ans der Takelage, wo sich einige festgebunden, die andern
wie im Todeskampfe festgeklammert hatten, ins Boot zu bringen. Der
Himmel selbst unterstützte das Werk. Die See fing an ruhiger zu gehen,
die Wut des Sturmes war gebrochen. Alle sieben Leute kamen sicher ins
Boot und wurden, so warm es gehen wollte, unter die Wämser der Retter
gebettet. Die Rückfahrt ging langsam, aber glücklich voustatten. Zwölf
Stunden, nachdem es abgegangen war, nach zwölfstündiger Arbeit, und welcher
Arbeit! langte das Boot wieder an der Insel an.
7. Am Strande war die ganze Bevölkerung des kleinen Fischerdorfs
versammelt. Schon ganz vom- weitem hatte Janssen sein Weib unter der
Menge erkannt, wie sie Konrad hoch emporhielt, ihm den teuern Mann
zu zeigen. Welch ein Grüßen und Herzen! Welch ein Wiedersehen! „Ver¬
gib mir, Janssen!" sprach Gesine, mit dem Gatten heimwandelnd, nachdem
dieser Fürsorge für die Geretteten getroffen hatte, „vergib mir; ich will
dir den Weg nicht wieder vertreten! Ach, was könnt ihr Männer doch,
wenn Gott eure Herzen erwärmt und stählt!"
Nach Franz Hoffmann. (Neuer deutscher Jugendfreund.)
95. „Een Boot is noch buten!"
„Ahoi! Alaas Nielsen und j)eter Iehann!
Aiekt nach, ob wi noch nich to Mus sind!
Ii hewt doch gesehn den Klabautermann?
Gottlob, dat wi wedder to Hus sind!"
Die Fischer riefen's und stießen ans Land
und zogen die Titele bis hoch auf den Strand,
denn duntpf ait rollten die Fluten.
Han Jochen aber rechnete nach
und schüttelte finster sein Haupt und sprach:
„Gen Boot is noch buten!"
2. Und ernster keuchte die braune Schar
dem Dorf zu über die Dünen.
Schon grüßten von fern mit zerwehtem Haar
die Frau'n an den Gräbern der Hünen.
Und „'Zorl!" hieß es und „Leiw Marie!"
,,'t is doch man schön, dat ji wedder hie!"