Full text: [Teil 3 = (6. bis 8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 = (6. bis 8. Schuljahr), [Schülerband])

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6. ‘Komm in die Kammer des bleichen verlassenen Franken; 
säusl' ihm durchs Fenster, das blühende Reben umranken; 
sprich ihm ins Herz, 
himmlischer Tröster im Schmerz, 
göttliche Friedensgedanken! 
7. N)eh' um des Sterbenden Stirne mit kühlenden Aalmen; 
öffn' ihm den Blick nach der Ewigkeit sonnigen Almen; 
flüstr' ihm ins Ohr 
Töne vorn oberen Thor, 
Klänge von himmlischen Asalmen! 
Garb GeroK. (Gekürzt.) 
113. Etwas vom Geben. 
1. Selbst recht geben zu können, ist eine Kunst, die gelernt sein will; 
denn mit dem bloßen in die Tasche Greifen ist's noch blicht getan. Aber 
ebenso schwer ist es, andre zum Geben zu bringen und ihnen die Selig¬ 
keit des Erfreuens zu Gemüte zu führen. 
Ich hab's einmal versucht mit meinen Schülern, denen ich im Gym¬ 
nasium Religionsunterricht zu geben hatte. Es waren ungefähr vierzehn 
Jungen. Ich hatte sie die schönsten Weihnachtslieder dreistimmig singen 
gelehrt, und nun sagte ich zu ihrem größten Erstaunen kurz vor Weihnachten, 
wenn's ihnen recht wäre, so wollten wir dieses Jahr einmal Weihnachten 
feiern, wie sie's vielleicht bis jetzt noch nicht gefeiert hätten, nämlich so, 
daß sie selbst arm und andre reich würden. Da schauten mich die 
Bubenaugen groß an. „Ja, ja," sagte ich, „wer nicht mit will, braucht 
nicht mit und kann allein bei seinen Sachen bleiben nub seinen Kuchen 
allein aufessen; aber wir wollen's so machen. Jeder von euch gibt einen 
Teil von dem her, was er geschenkt bekommen hat, und das schenken wir 
armen Kindern, die nichts kriegen. Aber wir lassen sie nicht zu uns 
kommen, sondern wir gehen zu ihnen hin, damit ihr auch einmal lernt, 
Katzentreppen steigen und eure Köpfe bücken." Es waren lauter reiche 
Jungen, die staunend vor mir standen. „Also ans Wiedersehen am ersten 
Weihnachtstag abends um fünf, und die Weihnachtslieder mitgenommen 
und die Kehlen recht brav eingeölt, und dann wollen wir losziehen." 
2. Sie kamen alle, keiner fehlte. Drei hatten geschmückte Christbäume 
mit, die andern große Körbe, die ihnen ihre Bedienten nachschleppten, 
lieue Silberstücke in Menge, Äpfel nub Nüsse und Zucker und Spielbverk, 
alte und neue Kleider. Da ging's denn durch den dichten Schnee in die 
dunkle Stadt, fast bis ans Ende, wo die ärmsten Leute wohnten. Mancher
	        
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