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„Willem," rief Drumsheugh mit unsicherer Stimme, „rede keinen
Unsinn, oder ich gehe. Das halt' ich nicht aus!"
„Es ist aber wahr, Patrick. Aber wir müssen wieder ans Geschäft, denn
ich werde immer schwächer. Die Hanne soll sich von den Möbeln nehmen,
was sie braucht für eine Wohnung. Das andre verkaufe und bezahle die
Leichenträger und den Totengräber damit. Die Jeß möchte ich nicht ver¬
kaufen, denn sie ist mir eine treue Dienerin und Freundin gewesen. Dort
in der Schublade sind 40 oder 50 Mark, die ich erspart habe, und wenn
du einen Mann weißt, der ihr ein Maul voll Gras und einen Platz im
Stalle gibt... bis sie ihrem Herrn folgt —"
„Was fällt dir ein, Willem," rief Drumsheugh ärgerlich, „es ist ganz
grausam, daß du so redest. Wo soll denn die Jeß anders hingehen als
zu mir? Sie kriegt ihre Raufe und Krippe, solange sie lebt. Es möchte
niemand im Tal einen andern ans der Jeß sehen, und kein andrer Mann
soll die Alte anrühren."
„Nimm's nicht übel, Patrick, ich habe mir's schon so gedacht; aber
du weißt ja, wir sind nicht zungenfertig in Drumtochty und können nicht
alles sagen, was wir denken. So, das ist alles, was ich auf dem
Herzen gehabt habe, das andre überlasse ich dir. — Ich werde schläfrig
und werde bald nicht mehr aufmerken können. Würdest du mir wohl
noch was lesen, solange ich noch bei Besinnung bin? Dort auf der
Kommode liegt meiner Mutter Bibel; aber du mußt näher kommen, ich sehe
und höre schon nicht mehr so gilt wie bei deinem Kommen."
4. Drumsheugh setzte die Brille auf und suchte nach etwas Tröstlichem.
Das Lampenlicht fiel auf seine zitternden Hände und auf des Doktors
Gesicht, auf das sich jetzt der Todesschatten herabsenkte.
„Meine Mutter hat sich immer das vorlesen lassen, wenn sie schwach
war", und Drumsheugh fing an: „In meines Vaters Hanse sind viele
Wohnungen —", aber Maclure unterbrach ihn:
„Es ist ein schöner Spruch, mid deine Mutter ist recht fromm gewesen.
Aber das paßt nicht für mich, es ist zu gut. Mach das Buch zu und
schlag's dann auf, wo es von selber aufgeht. Dann findest du den
Spruch, den ich im letzten Monat jeden Abend gelesen habe."
Drumsheugh fand das Gleichnis, in dem der Herr uns sagt, was Gott
von dem Pharisäer und dem bußfertigen Zöllner hält, und las bis zu
dem Spruche: Der Zöllner aber stand von ferne und wollte auch seine
Augen nicht aufheben gen Himmel, foubcvu schlug an seine Brust und
sprach: Gott sei mir Sünder gnädig!
„Das paßt gerade für mich, Patrick, und für jeden alten Sünder, mit