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2. Aus fernen Breiten und Weiten.
199. Spruch.
Daß dir Reisens Freude werde,
kehre nicht zu spät zurück.
Schönheit hat die ganze Erde,
doch die Heimat hat das Glück.
Aus einem Tiroler Fremdenbuch.
200. Lieder aus „Wilhelm Tell".
Der Fischerknabe (singt im Rahn):
<£s lächelt der See, er ladet jum Bade.
Der Tftmbe schlief ein am grünen Gestade;
da hört er ein Klingen wie flöten so süß,
wie Stimmen der Engel im jDaradies.
Und wie er erwachet in seliger Lust,
da spülen die Wasser ihm um die Brust,
und es ruft aus den Tiefen: Lieb Innube, bist mein!
Ich locke den Schläfer, ich zieh' ihn herein.
Der bnrt (aus dem Berge):
Ihr Watten, lebt wohl, ihr sonnigen Weiden!
Der Senne muß scheiden, der Sommer ist hin.
Wir fahren zu Berg, wir kommen wieder,
wenn der Kuckuck ruft, wenn erwachen die Lieder,
wenn mit Blumen die Erde sich kleidet neu,
wenn die Brünnlein fließen im lieblichen Wai.
Ihr Watten, lebt wohl, ihr sonnigen Weiden!
Der Senne muß scheiden, der Sommer ist hin.
Der Alpenjäger (aus der bsöhe des Felsens):
Es donnern die b)öhen, es zittert der Steg,
nicht grauet dem Schützen aus schwindlichtem Weg;
er schreitet verwegen aus Feldern von Eis;
da pranget kein Frühling, da grünet kein Reis;
und, unter den Füßen ein neblichtes Weer,
erkennt er die Städte der Wenschen nicht mehr;
durch den Riß nur der Wolken erblickt er die Welt,
tief unter den Wassern das grünende Feld.
Friedrich von LchiUer.
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