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Achtes Hauptftück.
beide Wahlen verworfen, die crstere wegen dabei Statt
gehabter Unregelmäßigkeiten, die zweite, weil sie erst
nach Verwerfung der ersten hätte eintretcn sollen, und
die neue in Nom vorgenommne fiel keineswegs auf Jo¬
hann von Gray, der ein vertrauter Rath des Königs
und als Oberrichter in weltliche Händel verflochten sey,
sondern auf den würdigen und gelehrten Kardinal Ste-
p h an La n g h t o n. Hievon benachrichtigt, warf König
Johann, indem er die Mönche der Christkirche vertrieb
und ihre Güter einzog, in wilder Aufwallung dem Pabste
selbst den Fehdehandschuh hin: Jnnoccnz machte ernst¬
liche Vorstellungen, sprach, als diese fruchtlos blieben,
1208 durch die Vischöffc von London, Ely und Worccster
das Interdikt über England ans, schlenderte, da Johann
gegen Verwandte geflüchteter Prälaten tobte, 1209 den
Bannstrahl unmittelbar wider ihn, erklärte, wie der
hartnäckige Fürst sogar bei den Saracencn in Spanien
um Bundesgenvssenschaft warb, alle Vasallen vom Eid
der Treue entbunden, und ertheilte endlich dem bereit¬
willigen Philipp August die Vollmacht, den von der
Kirche Verworfnen zu entthronen. Unter 60,000 Strei¬
tern, die Johann zusammenbrachte, um eine Landung
der Franzosen zu verhindern, waren kaum Einzelne, auf
deren Treue er zählen durfte: so allgemein hatte er durch
Wollust und strenge Uebung der Forstgesetze sich verhaßt
gemacht. Plötzlich also von Wuth zur Feigheit überge¬
hend und geschickt durch den Legaten Panduls bearbei¬
tet, erkannte er nicht nur den Kardinal Langhton an, son¬
dern legte die Krone nieder, um sie ans Pandnlfs Hand
zurückzuempfangen, schwor am 15. Mai 1215 für Eng¬
land und Irland dem h. Vater einen förmlichen Lehens¬
eid, und versprach, jedes Jahr einen Zins von 1006
Mark Sterling zu entrichten. Durch solche Opfer er¬
kaufte er den Frieden mit der Kirche, keineswegs aber
mit Philipp August, der vielmehr, voll Entrüstung über
das einseitige Verfahren des Pabstes, den Krieg fortzu-
sctzen im Begriffe stand. Glücklicher Zufall war e>s da¬