213
haben, die sich in diesem oder jenem Falle bewährt haben sollen.
Den größten Ruf besitzt hierfür das Spinngewebe, und man beeilt
sich, aus dem staubigsten Winkel möglichst viel von diesem unsaubern
Stoffe herbeizuholen und in die Wunde zu stopfen. Wenn das nicht
hilft, kommt der Feuerschwamm an die Reihe oder ein -alter,
schmutziger Waschschwamm, der in die Wunde hineingepreßt wird.
Nicht selten aber sind Leute da, die gehört oder gesehen haben, daß
man durch Druck jede Blutung stillen könne. Wo und wie aber
dieser Druck anzuwenden sei, das haben sie niemals gelernt, und
so wird oft ein Druck an der unrichtigen Stelle und in der unzweck¬
mäßigsten Weise angebracht, so daß er die Blutung nur noch ver¬
schlimmert, statt sie zu hemmen.
2. Mit jedem Jahre mehren sich aber die Fälle, in denen es
Nichtärzten, die den Samariterunterricht genossen, gelungen ist, durch
zweckmäßig angebrachten Druck den Verblutungstod zu verhüten.
Dies zeigt folgendes Beispiel: In einer Holzbearbeitungsfabrik, die
in nächster Nähe einer großen Stadt viele Arbeiter beschäftigt, hatte
einer derselben das Unglück, mit seiner rechten Hand einer Kreis¬
säge zu nahe zu kommen, die sich mit rasender Geschwindigkeit um
ihre Achse drehte. Im Nu war der Vorderarm dicht oberhalb des
Handgelenks samt den Knochen so durchsägt, daß die Hand nur
noch an dem Hautlappen hing. Aus zwei Pulsadern des Vorderarms
spritzte das rote Blut in weitem Strahl. Man schrie nach Hilfe;
einige liefen zum Arzte; aber der wohnte weit entfernt, war auch
nicht zu finden und traf erst nach einer Stunde ein. Zum Glück
befand sich ein Arbeiter in dem Maschinenraume, der an dem
Samariterunterricht teilgenommen hatte. Da er seit jenem Unterricht
den von Esmarch angegebenen Hosenträger trug, so nahm er ihn
schleunigst ab, befreite ihn von seinen Schnallen und legte ihn, wie
er es gelernt und geübt hatte, so fest um den Oberarm, daß die
Blutung sofort gestillt wurde. Dann hüllte er die verletzte Hand in
eine reine Serviette ein, die er mit schwacher Karbollösung befeuchtet
hatte, und lagerte den Verwundeten, der ohnmächtig geworden war,
zweckmäßig auf eine schnell herbeigeschaffte Matratze.
3. Als nach einer Stunde der Arzt anlangte und den Verband
und die Serviette abnahm, suchte er zunächst die beiden Pulsadern
in der Wunde auf, um sie zu unterbinden. Da sie sich aber zurück¬
gezogen hatten, so löste er den Gurt, mußte ihn aber sogleich wieder
umlegen, da das Blut aus beiden Adern mit großer Gewalt hervor¬
spritzte. Er fand nun leicht die durchschnittenen Adern, unterband