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der Ballon fällt; denn wir haben den Eindruck, daß uns die Erde ent¬
gegenstürzt. Wir werfen ein wenig Ballast aus, um die Fallgeschwindig¬
keit zu verringern; denn die Gegend ist zur Landung günstig: ebene
Wiesen, niedriges Strauchwerk, ein kleines Dorf. Schon legt sich das
hundert Meter lange Schlepptau auf die Erde und erleichtert den Ballon.
Schon haben uns Leute bemerkt und eilen herbei. Noch einmal ziehen
wir das Ventil; der Korb schlägt heftig auf die Erde, und die Schleif¬
fahrt beginnt. Der Ballon hat nicht mehr die Kraft zu steigen; aber
der Wind bläht die schlaffe Ballonhülle zu einem riesigen Segel auf und
schleift die Gondel in großen Sprüngen über Wiesen und Äcker. Dies
ist für den Luftschiffer der gefährlichste Teil der ganzen Fahrt. Nach
wenigen Minuten ist es dem Führer gelungen, so viel Gas ausströmen
zu lassen, daß der Ballon in sich zusammenfällt. Die Fahrt ist beendet.
6. Hilfreiche Leute strömen nun von allen Seiten herbei, neugierig
das wunderbare Fahrzeug und seine Einrichtung anstaunend. Das Ein¬
packen geht dank der Unterstützung zahlreicher Leute schnell vonstatten.
Das Netz wird abgezogen, zusammengelegt und in dem Korbe unterge¬
bracht; die Hülle wird zuerst flach ausgebreitet und dann wie ein Mantel
zusammengerollt. Schließlich sind aus dem ganzen Ballon zwei mächtige
Pakete geworden, die bequem auf einem Leiterwagen unterzubringen sind.
Nachdem sich die Ballonfahrer von den Strapazen der Reise erholt haben,
lassen sie sich an die nächste Eisenbahnstation bringen, um in bequemerer,
wenn auch weniger anregender Fahrt nach Hause zurückzukehren.
Neilchold Süring. <Nohl und Ullmann, Lesebuch für Brandenburg. III.j