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schlug und in dem Blute sich badete, daß seine Haut wie Horn unver¬ 
wundbar wurde. Solchen Helden sollen wir freundlich empfahen, daß 
wir nicht des schnellen Recken Haß auf uns laden mögen." — Siegfried 
wird herrlich empfangen, köstlich bewirtet. Fröhliche KamAspiele werden 
auf dem Hofe des Königspalastes gehalten; Kriemhild schaut verstohlen 
durch das Fenster, und im Anschauen des starken Heldenjünglings ver¬ 
gißt sie alle Kurzweil, alle Spiele mit den Gefährtinnen, alle sinnigen 
Beschäftigungen der stillen Jungfraueneinsamkeit. Aber ein ganzes Jahr 
weilt Siegfried am Hofe der Burgundenkönige, ehe er die, um die er 
wirbt, nur einmal zu sehen bekommt. 
3. 
Er zieht aus als Kampfgenosse, gleichsam als dienender Mann des 
Königs mit dem Heer und den Helden der Burgunden zu manchem 
Streite, zieht hin den weiten Weg vom Rheine durch Hessenland tief 
hinein in die Sachsengaue, deren König Liutger mit König Liutgast von 
Dänemark den Burgunden Krieg angekündigt hatte. Im mörderischen 
Kampf ist Siegfried der gewaltigste und siegreichste der Helden; erbesiegt 
und nimmt gefangen den Dänenkönig Liutgast, und vor des Helden 
Übermacht ergibt sich Liutger mit seinen Sachsen. Die Voten kommen 
vom Heere nach dem Rheine, den fröhlichen Sieg zu verkünden, und 
einen derselben läßt man auch vor Kriemhilden erscheinen. „Run sage 
mir liebe Botschaft," sagt Kriemhild; „ich gebe dir all mein Gold und 
will dir, sagst du wahre Kunde, lebenslang hold sein." — „Niemand ist 
herrlicher zu Ernst und Streit geritten, edle Königin, als der Gast aus 
Niederland. Den höchsten Stteit, den ersten und den letzten, den hat 
die Siegfriedshand bestanden." — Zehn Mark Goldes und reiche Kleider 
heißt die Königsjungfrau dem willkommenen Boten geben für die Bot¬ 
schaft, die allen lieb, niemandem aber lieber war als der Jungfrau. 
Seitdem steht sie schweigsam am engen Fenster des Königsbaues, hinaus¬ 
schauend auf den Heerweg, von dannen die Sieger heimkehren sollen an 
den Rhein. Endlich erscheint das siegesfrohe Ritterheer, und die Jung¬ 
frau sieht das fröhliche Getümmel vor den Pforten der Burg, auf 
dem weiten Plan am Rhein, und unter den vielen Helden ihn, den 
Helden aller Helden, geehrt, bewundert wie keinen. Aber seine Augen 
können die Ersehnte nicht erspähen; züchtig und still hält sie sich wie 
bisher in ihrer engen Kemnate. Da wird endlich ein großes, heiteres 
Ritterspiel gehalten, und an dem fröhlichen Pfingstfeste ziehen von nah 
und fern die Höchsten und Besten, unter ihnen allein zweiunddreißig
	        
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