Full text: [Teil 3 = (6. bis 8. Schuljahr)] (Teil 3 = (6. bis 8. Schuljahr))

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durch des Papstes Ablaß der Mensch von aller Strafe los und ledig 
. werde. — 27. Die predigten Menschentand, so da vorgeben, sobald 
der Groschen im Lasten klinge, fahre die Seele aus dem Fegefeuer. — 
32. Die werden samt ihren Meistern zum Teufel fahren, die da ver¬ 
meinen. durch Ablaßbriefe ihrer Seligkeit gewiß zu sein. — 36. Tin 
jeder Thrist, so wahre Reue und §eid hat über seine Sünden, der hat 
völlige Vergebung von Pein und Schuld, die ihm auch ohne Abla߬ 
briefe gehöret. — 38. Doch ist des Papstes Vergebung und Aus¬ 
teilung mitnichten zu verachten; denn sie ist, wie ich gesagt habe, eine 
Erklärung göttlicher Vergebung. — 43. Man soll die Christen lehren, 
daß, der den Armen gibt oder leihet den Dürftigen, besser tut, als 
wenn er Ablaß löset. — 62. Der rechte, wahre Schatz der Kirche ist 
das allerheiligste Evangelium der Herrlichkeit und Gnade Gottes. — 
Sagen, das ‘Kreuj, mit des Papstes Mappen herrlich aufgerichtet, 
vermöge so viel als das 4Feuz Christi, ist eine Gotteslästerung. — 
94. Man soll die Christen ermahnen, daß sie ihrem Haupte Christo 
durch Pcheuz, Tod und Hölle nachzufolgen sich befleißigen. — 
Aus „Richters Quellenbuch". 
8. Luther in Worms. 
Karl V., „das junge, edle Blut", wie ihn Luther nennt, war ge¬ 
wählt worden als Enkel Kaiser Maximilians, den das ganze Volk sehr geliebt 
hatte. In der Wahl hatte er über den französischen König Franz I. gesiegt. 
So tief war ja damals Deutschland herabgekommelt, keinen eigenen Fürsten 
aus seinem Volke zu haben, den es an die Spitze des Reichs stellen 
konnte. Der einzige — Friedrich der Weise — wollte llicht. Die Kaiser¬ 
wahl stellte Deutschland in seinem ganzen Elende dar. Für schweres Geld 
wurden die Stimmen geworben. Trotz dem Papste, der es mit dem fran¬ 
zösischen Könige hielt und ihn für das Deutsche Reich am passendsten fand, 
wurde doch der jugendliche Karl gewühlt. Aber er war ein Spanier, der 
nicht einmal recht Deutsch konnte. Es erwies sich dem: auch verhängnisvoll 
für die ganze Reformation, daß Deutschland jetzt einen Kaiser hatte, der sein 
Volk und sein Bestes, das in ihm lebte, nicht verstand. Alles lag dem Papste 
daran, Luther nicht mehr zu Worte kommen zu lassen, sondern ungehört zu 
verurteilen. Der päpstliche Gesandte Aleänder und der Beichtvater Glapio 
— jeder gab sich die beste Mühe, den Kaiser dazu zu bringen. Dagegen 
hatte Kurfürst Friedrich der Weise den Kaiser bewogen, Luther zu hören, 
und Karl hatte dem Kurfürsten gesagt, er solle ihn mitbringen auf den Reichs¬ 
tag zu Worms. Als der Kurfürst für Luther fürchtete, es möge ihm dort
	        
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