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der Mund, der oft dich küßte, spricht
nie wieder: „Ich vergab dir längst!"
9. Er tat's, vergab dir lange schon;
doch manche heiße Träne fiel
um dich und um dein herbes Wort, —
doch still er ruht, er ist am Ziel!
10. O lieb, solang du lieben kannst!
O lieb, solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
wo du an Gräbern stehst und klagst.
Ferdinand Freiligrath.
4. Das Erkennen.
1. Ein Wanderbursch mit dem Stab in der Hand
kommt wieder heim aus dem fremden Land.
2. Sein Haar ist bestäubt, sein Antlitz verbrannt;
von wem wird der Bursch wohl zuerst erkannt?
3. So tritt er ins Städtchen durchs alte Tor;
am Schlagbaum lehnt just der Zöllner davor.
4. Der Zöllner, der war ihm ein lieber Freund;
oft hatte der Becher die beiden vereint.
6. Doch sieh! Freund Zollmann erkennt ihn nicht;
zu sehr hat die Sonn ihm verbrannt das Gesicht.
6. Und weiter wandert nach kurzem Gruß
der Bursche und schüttelt den Staub vom Fuß.
7. Da schaut aus dem Fenster sein Schätze! fromm:
„Du blühende Jungfrau, viel schönen Willkomm!"
8. Doch sieh! auch das Mägdlein erkennt ihn nicht;
die Sonn hat zu sehr ihm verbrannt das Gesicht.
9. Und weiter geht er die Straße entlang;
ein Tränlein hängt ihm an der braunen Wang.
10. Da wankt von dem Kirchsteig sein Mütterchen her;
„Gott grüß Euch!" so spricht er'und sonst nichts mehr.
11. Doch sieh! das Mütterchen schluchzet voll Lust:
„Mein Sohn!" und sinkt an des Burschen Brust.