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Zagen ergriffen; man hört einige Offiziere sagen, daß, da ohne das
Haupt auf den Sieg nicht zu hoffen, es geraten sei, auf einen geord¬
neten Rückzug zu denken. Da ruft der heldenmütige Bernhard von
Weimar: „Soldaten, unser Hort ist tot! Für mich hat das Leben
keinen Wert mehr, wenn ich seinen Fall nicht rächen soll. Auf den
Feind! Wer den König liebt, beweise seine Liebe jetzt durch die
Tat!" Dies Wort entflammt aufs neue die Herzen. „Rächet den
König!" das ist der Gegenruf, der sich nun mächtig erhebt. Der
Kampf wird mit verdoppeltem Eifer fortgesetzt. Bereits befindet sich
ein Teil der Kaiserlichen in wilder Flucht; da kommt Pappenheim,
dem Eilboten nachgesandt worden waren, mit seinen Geschwadern
daher und wirft sich dem vordringenden Feind entgegen. Von zwei
Kugeln durchbohrt sinkt Pappenheim sterbend vom Rosse; danach
werden seine Kürassiere trotz der tapfersten Gegenwehr zusammen¬
gehauen. Wallenstein, der im dichtesten Kugelregen mit kalter Ent¬
schlossenheit die Schlacht geleitet hat, sieht seine besten Truppen
fliehen; endlich muß auch er auf Rettung bedacht sein. Dem sieg¬
reichen evangelischen Heere fallen sämtliche Kanonen der Kaiserlichen
in die Hände. In der Nacht bei Fackelschein gelingt es den Kriegern,
die Leiche des geliebten Königs zu finden.
Es läßt sich ermessen, welch einen Schmerz die Kunde von dem
Tode des Königs in dem protestantischen Deutschland und in Schweden
hervorbrachte. In Stadt und Land wurden Trauergottesdienste ge¬
halten, und in zahlreichen Klageliedern trauerte das Volk um seinen
gefallenen Helden. Ferdinand Schmidt.
-"100. Der Westfälische Friede.
Der Friede war unterzeichnet, die Gesandten hatten einander
zur Bestätigung feierlich die Hand gereicht. Auf allen Straßen ritten
die Trompeter, das glückliche Ereignis zu verkündigen. Zu Nürn¬
berg hielten die Kaiserlichen und die Schweden im großen Saal
des Rathauses das Friedensmahl. Die hochgewölbte Halle war glän¬
zend erleuchtet; vier Musikchöre waren zu lustigem Spiel aufgestellt.
Wenn bei der Tafel die Gesundheit des Kaisers sowie die der Königin
von Schweden ausgebracht und auf das Gedeihen des geschlossenen
Friedens getrunken wurde, mußte auf der Burg aus fünfzehn großen
und kleinen Stücken geschossen werden. Für die Armen aber wurden
zwei Ochsen geschlachtet und vieles Brot ausgeteilt, und aus einem
Löwenrachen lief sechs Stunden lang weißer und roter Wein herab.