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»Wilhelm! Ludwig! Kommt mal her!« rief mein Alter jetzt
die Jungen, die sogleich angesprungen kamen und sich an seine
Kniee stellten. »Riehst euch!« rief mein Alter. »Augen rechts!
Seht mal, Jungens, die da — das sind Franzosen, die eigentlich
hier nicht in unsere Stube gehören. Das kleine Ärmchen kann
gar nicht schlafen vor ihrem Spektakel — und doch haben sie
Lust, immer dazubleiben! Was meint ihr, Jungens — wenn ihr
stark genug wäret?« Guckten meine Jungen gewaltig wunderbar
aus den Augen und die Franzmänner an und dann sich und dann
meinen Alten. »Das sich finden — ich groß werden — ich schon
Pustebacks Theodor zwinge,« sagte Wilhelm, mein Kleinster. Lud¬
wig, mein Ältester, sagte gar nichts; aber auf einmal rann ihm eine
dicke Träne über die Backe, und sein Vater klopfte ihm auf die
Schulter und sagte: »Warte nur, mein Junge, du kommst zuerst.«
Die Franzosen hatten ihren Heidenjubel; und besonders einer —
sie nannten ihn Piär oder so — wußte sich gar nicht zu helfen
vor Lachen. Mein Alter aber war sehr ernst geworden und sprach
den ganzen Abend kein Wort mehr. Die andere Woche zogen
die Franzmänner ab und lachten noch beim Abschied, als sie uns
allen die Hand drückten und ordentlich sich bedankten für gute
Bewirtung: »Nit raus! nit raus!« »Wird sich finden!« sagte mein
Alter. »Wird sich finden!« schrieen meine beiden Jungen.
II.
Gut. Nun kamen lange Jahre und immer andere Franzosen.
»Bald ist’s genug,« brummte mein Gottfried. Und einmal zogen
sie alle hinauf nach Norden, aber zurück kam keiner. Und dann
fing’s auf einmal an zu rumoren im Lande, und an den Ecken
klebten ganz andere Zettel, die mein Alter immer las und wobei
er mit dem Kopf nickte. Er war die Zeit nicht viel zu Haus.
Da kam er eines Tages zurück und rief den Ludwig aus der
Werkstatt, und sie kamen beide in die Küche zu mir. »Sieh,
Mutter,« sagte mein Gottfried, »’s ist gut, daß dein Feuer brennt.
Paß auf, Ludchen!« Damit zog mein Alter seine Zipfelmütze aus
der Tasche und warf sie unter meinen Topf, daß sie verschwelte
und das ganze Haus voll Qualm ward. Dann ging er mit meinem
Ludwig fort und kam allein und ganz still wieder. Am andern
Morgen zog ein Trupp schwarzer Reiter in die Stadt, auch durch
das Wassertor. Einer kam zu Pferd hier in die Sperlingsgasse