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Theodor Fontane.
1819- 1898.
Wye Eltern Fontanes stammen aus französischen Hugenottenfamilien, die in
Brandenburg eine neue Heimat gefunden hatten. Der Vater war Apotheker,
zuerst in Neu-Ruppin, wo ihm sein Sohn Theodor geboren ward, dann in Swinemünde,
Unterricht und Erziehung ließen zu wünschen übrig; sein Vater, ein liebenswürdiger,
aber leichtlebiger Mann, war wohl „ein Plauderer und Geschichtenerzähler ersten
Ranges", wußte aber seinen Sohn nicht recht zu leiten. In seinem vierzehnten
Jahr kam dieser zu Verwandten nach Berlin, um dort eine höhere Schule zu
besuchen. - Dann kam er in die Apothekerlehre; nach beendeter Lehrzeit war
er in verschiedenen Städten Gehilfe, zuletzt in Berlin. In seinen Mußestunden
wandte er sich der Poesie zu; seine Gedichte ließ er in Tageszeitungen drucken.
Die poetischen Stoffe entnahm er meistens der brandenburgisch-preußischen Geschichte,
deren Helden - Derfflinger, Seydlitz, Zieten u. a. - er in seinen Balladen
verherrlichte. - Inzwischen hatte die väterliche Apotheke verkauft werden müssen,
da der alte Fontane immer mehr ausgegeben als eingenommen hatte. Der
Sohn wandte sich jetzt ganz der Schriftstellerei zu; er erwarb fortan seinen Lebens¬
unterhalt als Mitarbeiter an Zeitungen und durch Herausgabe seiner Dichtungen.
Dreimal war er längere Zeit in England. Die Geschichte des Inselreiches und
der nordischen Länder bot ihm Stoff zu Balladen („Archibald Douglas", „Gorm
Grymme" u. a.).
Als er eine feste Anstellung an einer großen Berliner Zeitung gefunden
hatte, unternahm er, um neuen Stoff für schriftstellerische Arbeiten zu gewinnen,
Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Naturschönheiten und geschichtliche
Erinnerungen zog er gleichermaßen in den Kreis seiner Beobachtungen. Seine
Entdeckungen schilderte er in den vier Bänden der „Wanderungen durch die
Mark Brandenburg". In den Kriegsjahren von 1864, 1866 und 1870 war
er als Berichterstatter im Felde. Als er im französischen Kriege eine Fahrt
unternahm, um Domremy, den Geburtsort der Jungfrau von Orleans, kennen
zu lernen, ward er gefangen genommen und quer durch Frankreich nach einer
kleinen Felseninsel im Atlantischen Ozean gebracht. Durch Vermittelung hoch¬
gestellter Persönlichkeiten erlangte er nach einiger Zeit die Freiheit wieder; seine
Erlebnisse schilderte er in dem Buche „Kriegsgefangen". - Im Alter erwarb
Fontane sich neuen Ruhm durch seine märkischen und Berliner Romane. -
Allgemein geachtet als lauterer Charakter, als aufrechter Mann ohne Falsch und
Tücke, ist er, fast neunundsiebzigjährig, in Berlin gestorben.
1. Glück.
Sonntagsruhe, Dorfesstille, unterm Herde nur die Grille
Kind und Knecht und Magd sind aus; musizieret durch das Haus.