Full text: [Teil 3 = Sechstes - Achtes Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 3 = Sechstes - Achtes Schuljahr, [Schülerband])

69 
c 51. Sprüche. 
1. Tiere sind auch unsers Herrgotts Kostgänger. 
2. Wer gleichgültig gegen ein treues Tier ist, der wird auch für 
seinesgleichen kein Herz haben. Friedrich der Große. 
3. Mitleid mit den Tieren hängt mit der Güte des Charakters so 
genau zusammen, daß man zuversichtlich behaupten darf, wer gegen 
Tiere grausam ist, könne kein guter Mensch sein. Artur Schopenhauer. 
4. Der mitleidige Mensch ist der beste Mensch. Wer uns mitleidig 
macht, macht uns besser und tugendhafter. Gotthold Ephraim Lessing. 
5. Für einen guten und edeln Menschen ist nicht nur die Liebe 
des Nächsten eine heilige Pflicht sondern auch die Barmherzigkeit 
gegen die vernunftlosen Geschöpfe. Isaak Newton. 
6. Wer gegen arme, hilflose Mitgeschöpfe, die unter ihm stehen, 
erbarmungslos gewesen ist, hat kein Recht, wenn er in hilflose Lage 
kommt, zu beten: „Herr, erbarme dich meiner!" Berta v. Suttner. 
52. Der arme Musikant und sein Kollege. 
An einem schönen Sommertage war im Prater zu Wien ein 
großes Volksfest. Halb Wien zog hinaus in die schönen Anlagen, 
unter die großen, herrlichen Bäume, die so erquickenden Schatten 
boten, auf den frischgrünen Rasen, der so lieblich zum Sitzen und 
Lagern einlud, und zu den Eß- und Trinkzelten, die der Wiener so 
liebt. Vornehm und gering, jung und alt freute sich dort des 
schönen Tages und vergaß das Bündel Sorgen, das ja jedes mit 
sich herumschleppt. Viele Fremde kamen auch heraus, um sich an 
der Lust des Volkes zu erfreuen. 
Wo viele fröhliche Menschen sind, da hat auch derjenige etwas 
zu hoffen, welcher auf die Barmherzigkeit seiner glücklicheren Mit¬ 
menschen angewiesen ist. So sammelte sich hier denn eine große Zahl 
Krüppel und Bettler an, um von den vielen Fröhlichen mit Gaben 
bedacht zu werden. Unter ihnen war auch ein alter Invalide. 
Geradezu betteln mochte er nicht; er griff vielmehr zu einer Kunst, 
die er in seinen jungen Jahren gelernt hatte, nämlich zum Violin- 
spiel, und trieb sie so gut und so schlecht, wie er eben konnte. Er 
mochte wohl denken: „Geben sie dir nichts für dein Spiel, so sehen 
sie doch deinen eisgrauen Kopf, deinen Stelzfuß und deinen reichlich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.