Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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war er aber am Ufer der neuen Insel gelandet, als ihm die Ein— 
wohner mit Freuden entgegeneilten, ihn mit großen Ehren empfingen 
und sein Haupt, statt jenes Diadems, dessen Herrlichkeit nur ein 
Jahr währle, mit einem unverwelklichen Blumenkranze schmückten. 
Der Allmaͤchtige belohnte seine Weisheit; er gab ihm die Unsterblichkeit 
seiner Untertanen und machte ihn zu ihrem ewigen Könige. 
Der reiche wohltätige Mann ist Gott. Der Sklave, den sein 
Herr versendet, ist der Mensch bei seiner Geburt. Die Insel, wo 
er anlandet, ist die Welt. Die Einwohner, welche ihm freudig ent⸗ 
gegenkommen, sind die Eltern, die für den nackten Weinenden sorgen. 
Der Vezier, der ihn von dem traurigen Schicksale, das ihm bevor— 
steht, unterrichtet, ist die Weisheit. Das Jahr seiner Regierung ist 
der Lauf des menschlichen Lebens, und die wüste Insel, wo er hinge— 
führt wird, die künftige Welt. Die Arbeitsleute, die er dorthin sendet, 
sind die guten Werke, die er während seines Lebens verrichtet. Die 
Könige aber, welche vor ihm dahingegangen sind, ohne über das Un— 
glück, das ihnen drohte, nachzudenken, sind der größte Teil der 
Menschen, die sich bloß mit irdischen Freuden beschäftigen, ohne an 
ihr Leben nach dem Tode zu denken; sie werden mit Mangel und 
Elend gestraft, weil sie vor dem Throne des Allmächtigen mit Händen 
erscheinen, die an guten Werken leer sind. 
94. Das Amen der Steine. 
(Th. Kosegarten,) 
Vom Alter blind, fubr Beda dennoch fort, 
Zu predigen die neue frohe Botschaft 
An seines Führers Hand, der fromme Greis, 
Und predigte das Wort mit Jünglingsfeuer. 
Einst leitet' ihn sein Knabe in ein Tal, 
Das übersu't war mit gewalt'gen Steinen. 
Leichtsinnig mehr als boshaft sprach der Knabe: 
Ehrwurd'ger Vater, viele Menschen sind 
veranmelt hier uad warten auf die Predigt.“ 
Der blinde Greis erhob sich alsobald, 
Wahltꝰ einen Text, erklärt' ihn, wandt' ihn an, 
Prmahnte, warnte, strafte, tröstete 
so herzlich, daß die Trünen mildiglich 
Im niederflossen in den grauen Bart. 
Als er beschliebend drauf das Vaterunser, 
Wie sich's geziemt, gebetet und gesprochen: 
„Dein ist das Reich und dein die Kraft und dein 
hie Herrlchkeit bis in die Ewigkeiten — 
Da riefen rings im Tal viel tausend sStimmen: 
„Amen, ehrwürd'ger Vater, Amen, Amen!“
	        
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