Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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Der Alte sprach zum Jungen: „Nun sei bereit, mein Sohn! 
Denk' unsrer tiefsten Lieder, n an den vollsten Ton, 
Nimm alle Kraft zusammen, die Lust und auch den Schmerz: 
Es gilt uns heut, zu rühren des Königs steinern Herz.“ 
Schon stehn die beiden Sänger im hohen Säulensaal, 
Und auf dem Throne sitzen der König und sein Gemahl; 
Der König furchtbar praͤchtig wie blut'ger Nordlichtschein, 
Die Königin süß und mildbe, als blickte Vollmond drein. 
Da schlug der Greis die Saiten, er schlug sie wundervoll, 
Daß reicher, immer reicher der Klang zum Ohre schwoll; 
Dann strömte himmlisch helle des Juͤnglings Stimine vor, 
Des Alten Sang dazwischen wie dumpfer Geisterchor. 
Sie singen von Lenz und Liebe, von sel'ger gold'ner Zeit, 
Von Freiheit, Männerwürde, von Treu' und Heiligkeitz 
Sie singen von allem Süßen, was Menschenbrust dieei, 
Sie singen von allem Hohen, was Menschenherz erhebt 
Die Höflingsschar im Kreise verlernet jeden Spott, 
Des Königs frotz'ge Krieger, sie beugen sich vor Gotl; 
Die Königin zerfloß in Wehmut und in Lust, 
Sie wirft dem Sänger nieder die Rose von ihrer Brust. 
„Ihr habt mein Volk verführet, verlockt ihr nun mein Weib?“ 
Der König schreit es wütend, er bebt am ganzen Leib, 
Er wirft sein Schwert, das blitzend des Jünglings Brust durchdringt, 
Draus, statt der gold'nen Lieder, ein Blutstrahl hoch aufspringt. 
Und wie vom Sturm zerstoben ist all der Hörer Schwarm. 
Der Jüngling hat verröchelt in seines Meisters Arm. 
Der schlägt um ihn den Mantel und setzt ihn auf das Roß, 
Er bind't ihn aufrecht feste, verläßt mit ihm das Schloß. 
Doch vor dem hohen Tore, da hält der Sängergreis, 
Da faßt er seine Harfe, sie aller Harfen Preis, 
An einer Marmorsäule, da hat er sie zerschellt; 
Dann ruft er, daß es schaurig durch und Gärten gellt: 
„Weh euch, ihr stolzen Hallen! nie töne süßer Klang 
Durch eure Räume wieder, nie Saite noch Gesang! 
Nein! Seufzer nur und Stöhnen und scheuer Sklavenschritt, 
Bis euch zu Schutt und Moder der Rachegeist zertritt! 
Weh euch, ihr duft'gen Gärten im holden Maienlicht! 
Euch zeig' ich dieses Toten entstelltes Angesicht, 
Daß ihr darob verdorret, daß jeder Quell versiegt, 
Daß ihr in künft'gen Tagen versteint, veröde liegt.
	        
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