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Deutschlands werden lassen, den Lieblingsort deutscher Dichter, deren
einer singt:
Alt Heidelberg, du feine,
Du Stadt an Ehren reich,
Am Neckar und am Rheine
Kein' andre kommt dir gleich.
124. Preiburg.
Die Gegend zwischen dem höchsten Teile des Schwarz-
waldes und dem Rhein bildet den alten Breisgau; seine Haupt-
stadt ist Freiburg. Sie liegt da, wo die Dreisam in die Ebene
fliebt, etwa 258 Meter über dem Meere, in einer der freund—
lichsten und fruchtbarsten Gegenden des badischen Landes.
Schon von weitem sieht man über den Dächern der Häuser
mãchtig das Münster emporragen; hinter der Stadt erhebt sich
der Schlobberg, und hinteèr diésem in weiter berne steigen die
gewaltigen Granitberge des Schwarzwaldes bis zu bedeutender
Höhe empor. Auf der Abendseite der üppigen Ebene liegt am
rechten Rheinufer der Kaiserstubhl. — Von vwelehem Punkte
man auch die Stadt überblicken mag, von allen Seiten liegt sie
schön und freundlich da. Rings um sie ziehen sich schöne
Garten; der ehemalige Wall und die Grüben sind meistens ge—
ebnet und zu fruchtbaren Rebgeländen umgeschaffen.
Die Straßen der Stadt sind meist winklig, schmal und von
hohen Häusern begrenzt; die größte und bresteste ist die Kaiser-
straße, in welcher stets ein lebendiger Vverkehr herrscht. Ein
großer Vorzug des Ortes ist, daß fast durch jede Straße der
Altstadt ein Bächlein mit hellem Wasser flebt. Daher singt
Hebel mit Recht:
2 Friburg in der Stadt
sufer isch's und glatt.
Die inneren Teile sind die altertüũmlichsten; in den Vorstädten
erhebt sich eine Menge ganz neuer, zum Teil sehr geschmack-
voller Häuser und Villen.
Die größte Zierde der Stadt ist das Münster, ein herrlicher
mittelalterlicher Bau, der bis hinauf zur Gipfelblume und zum
Kreuze seines Turmes als ein vollendeètes Ganzes vor uns steht.
Begonnen wurde er in der Mitte des XIL, vollendet in der des
XII. Jahrhunderts. Vor Beginn des dritten Kreuzzuges hat
schon Bernhard von Clairvaux hier gepredigt und die Gldubigen
zum Zuge nach Palästina aufgefordert. — Aulgeführt ist der
Dom aus rotem Sandstein und hat wie die meisten Kirchen die
Gestalt eines Kreuzes, welehes sich von Abend gegen NMorgen
richtet. Der bei weitem größere Teil des Münsters ist in dem
sogenannten gotischen Stil gebaut. Man tritt durch ein hohes,
mit allerlei Bildsuulen geschmũücktes Portal in die Vorhalle und
dureh diese in das Langhaus, welches durch je sechs Pfeiler
auf jeder der beiden Seiten in drei Schiffe geteilt wird; die