§ 142. Der Deutsche Krieg 1866. 201
9. Der Krieg ging weiter. Unaufhaltsam drangen die Preußen, p^ußiNnHee«
Wien und Preßburg ins Auge fassend, nach Südosten vor: die I. Armee ße9en S8ien-
über Brünn, die II. über Olmütz, die Elbarmee über Iglau.
Die Österreicher wichen teils geradeswegs teils über die kleinen Kar?
paten zurück und vereinigten sich mit einem Teil der Südarmee, die
der nunmehrige Oberbefehlshaber der gesamten Kriegsmacht, Erz-
herzog Albrecht, herangezogen hatte. Am 18. Juli langte das preußische
Hauptquartier in dem mährischen Städtchen Nikolsburg (südl. v. Brünn)
an und am 20. Juli betraten die preußischen Heersäulen das für
Österreichs Geschichte so bedeutsame Marchfeld. Zwei Tage darauf
kam es bei Blumenau unweit Preßburg zum letzten Zusammenstoß.
Schon entschied sich das Gefecht zu Gunsten der Preußen, da mußte
es infolge der Kunde von der in Nikolsburg abgeschlossenen Waffen-
ruhe abgebrochen werden. Die Verhandlungen führten unter franzö-
sischer Vermittlung am 26. Juli zur Festsetzung der Friedensprälimi-
narien (v. prae limine, vor der Schwelle, vorläufige Vereinbarungen),
auf deren Grundlage am 23. August der Prager Friede vereinbart wurde.
10. Vor Angabe der Friedensbestimmungen werde knrz über den b™
Fortgang der Ereignisse auf dem westlichen Kriegsschauplatze berichtet. mnfle8en f!L
Hier befanden sich etwa 100000 Mann Bundestruppen: das
VII. Bundeskorps (Bayern, 50000 Mann) unter dem Prinzen
Karl, dem Bruder des Königs Ludwig I., und das VIII. Bundes¬
korps (Württemberger, Badener, Hessen und eine österreichische Ab-
teilung, 50 000 Mann) unter dem Prinzen Alexandervon Hessen-
Darmstadt. Die ihnen gestellte Aufgabe war: Schutz Frankfurts
und der ganzen Mainlinie. Die Bayern suchten anfangs von Unter-
franken aus den Hannoveranern Hilfe zu bringen. Als sie aber bei
Meiningen die Kunde von der Langensalzaer Kapitulation vernommen
hatten, wandten sie sich westwärts, um in Kurhessen (an der oberen
Fulda) die Vereinigung mit dem VIII. Buudeskorps herbeizuführen.
Gegen die süddeutschen Truppen nahm die von dem General v. F a l k e n -
stein befehligte „Mainarmee" (48000, später gegen 60000) den
Kampf auf. Dieselbe drang von Langensalza her durch die Eisenacher
Gegend über die Rhön vor und schob sich dann zwischen die beiden
feindlichen [Armeekorps hinein. Rasch nacheinander erfocht sie gegen
die zwar tapfer und ehrenvoll kämpfenden, aber der einheitlichen
Führung entbehrenden Bundestruppen eine Reihe von Siegen, so bei
Dermbach (4. Juli), Kissingen (10. Juli) über die Bayern, bei
Aschasfenburg (14. Juli) über die Hessen und Österreicher, und
zog am 16. Juli in Frankfurt ein. Am gleichen Tage wurde von
Falkenstein (wegen eigenwilliger Kriegsführung) als Gouverneur nach
Böhmen berufen, während General v. Mantenffel der Oberbefehl über
die Mainarmee übertragen ward. Manteuffel überschritt den Odenwald, zog