Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

1 
33 
gebildeter Völker mit den Bewohnern der sumpfigen oder waldigen 
Küsten Norddeutschlands hervorgerufen und dieses damit der Kultur 
geöffnet hat. Der Bernstein, von den Griechen Elektron genannt, 
ist somit für den Norden unseres Vaterlandes ein äußerst wichtiges 
Mineral gewesen. Überdies knüpft sich an seinen Namen eine Reihe 
bedeutsamer Entdeckungen und Erfindungen, deren Blüte jetzt der 
elektrische Telegraph ist. 
Bis auf den heutigen Tag hat der Bernstein seine Vorzüglichkeit 
als Handelsartikel für den Orient bewahrt, aber die älteste Haupt⸗ 
fundstätte an der deutsch-dänischen Nordseeküste hat schon lange den 
Vorrang an die preußische Ostseeküste abgeben müssen. 
Der Teil des alten Preußenlandes und der jetzigen Provinz 
Preußen, welcher auf der Karte im Norden von Königsberg als ein 
in das Meer hinausragendes Rechteck erscheint, das Samland genannt, 
führt an seiner Nordkuͤste Schichten, welche abweichend sind von allen 
anderen Umgebungen der Ostsee. Hier findet sich unter Lehm und 
Sandlagern zunächst eine Braunkohlenbildung, begleitet von solchen 
Sandschichten, zwischen denen in der Regel die Braunkohle ein— 
geschaltet zu sein pflegt, und unter diesen, also älter als die Braun— 
kohlen, liegt ein grünlicher Sand, gefärbt durch zahllose Körner von 
Grünerde. In dieser grünen Erde liegt der Bernstein in größerer 
Menge als in irgend einer andern Erdlage, und da bereits große 
Massen dieser Schicht zerstört sein mußten, als der gewöhnliche Sand 
und Lehm sich bildete, so ist es wahrscheinlich genug, daß alle in 
dem Boden der großen norddeutschen Ebene verstreuten Stücke Bern— 
stein aus dieser preußischen Bernsteinküste herstammen. 
Nicht zufrieden mit dem, was jetzt das Meer langsam aus dem 
grünen Sande herauswäscht, sucht man den Schatz auch durch Graben 
zu gewinnen. In jeder der neun Gräbereien gewinnt man täglich 
im Durchschnitt für 900 Mark Bernstein, ja, an einzelnen Taägen 
für 3000 Mark. 
Da nun die Arbeit, welche der Mensch hier an der Küste vor— 
nimmt, seit Jahrtausenden bereits durch das Meer geübt ist, so hat 
dasselbe nicht bloß vorzeiten alle vereinzelten Stücke über das 
damals noch im Meeresgrund ruhende Norddeutschland ausgebreitet, 
sondern auch den jetzigen Meeresboden an der samländischen Küste, 
und soweit die Strömungen gehen, mit Bernstein angefüllt. 
Dadurch erhält die Bernsteinfischeret, welche mehr große Stücke 
ausgibt, eine noch höhere Bedeutung als die Gräberei. Wenn näm— 
lich das Meer im Sturme größere, also tiefer reichende Wellen schlägt, 
wuͤhlt es seinen Boden auf und reißt den Blasentang daraus los, 
der sich mit seiner Saugwurzel auf Steinen festgesogen hat und die 
kleineren und leichteren derselben mit sich nimmt. Von allen Steinen 
am Meeresgrunde ist nun seiner geringen Schwere wegen der Bern— 
stein am leichtesten beweglich, daher der Tang vorzugsweise Bernstein
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.