Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

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lust ihres Mannes und all das Entsetzliche, das über sie hereinge— 
brochen, hatten den Todeskeim in ihr Herz gesenkt. Und das hatte 
ruhig brechen können; denn ihre Kinder lagen ja in Barbaras Armen. 
Gepriesen sei diese Frau! Solange die Sonne am Himmel stand, 
legte sie die Klöppel nicht aus der Hand, und das mußte der beste 
Sporn für alle übrigen sein. Und mit der Freudigkeit und Hoff— 
nung wuchsen die Spitzenvorräte, und die rüstigsten Männer zogen 
mit der fertigen Ware immer wieder von dannen, durch ganz Sachsen 
und Böhmen. Erst der strenge Winter gebot ihnen Einhalt. Als 
dann der Frühling und der Sommer kamen — welch ein Abstand 
gegen das vorige Jahr! Kerngesundes Vieh im Stall und auf den 
Wiesen, Segen auf den Feldern, und die Menschen glücklich. Denn 
auf des Bergherrn Bitte war ein studierter Herr aus Kölln an 
der Spree zur nochmaligen Untersuchung der Gruben gekommen. 
Dieser hatte erklärt, daß die Gruben im Schrecken- und Schotten— 
berge nicht ausgebraucht seien; man müsse nur verstehen, sie auf die 
rechte Weise zu öffnen. Der kluge Mann ließ von dem schwarzen 
Pulver herbeibringen, von dem die Annaberger bisher noch keine 
Ahnung gehabt hatten. Hei, wie das krachte und platzte, wie da 
die Wände barsten und Silber- und Kobaltstufen in unabsehbarer 
Menge bloßgelegt wurden! 
In diesem Sommer war es auch, daß Barbara eine Reise nach 
Brüssel unternahm. Sie wollte frische Kräfte nach Annaberg ziehen, 
um so auch die Anfertigung seidener Spitzen einzuführen. Die 
ganze Welt weiß, daß ihr dies aufs beste gelungen ist. Der Berg— 
bau ist in Annaberg seit vielen Jahren verschwunden; aber die 
Herstellung von Spitzen, Posamenten, Litzen und Schnüren bildet 
heute den Haupterwerb der Bewohner des Erzgebirges. Und wie 
würde es wohl hier aussehen, wenn nicht Christoph und Barbara 
Uttmann gewesen wären? Als unsere Frau von Brüssel zurückkehrte, 
fand sie ihren Gemahl auf dem Krankenlager, von dem er sich nicht 
wieder erhob. Was hätte sie in ihrem Schmerze besser trösten kön— 
nen als der Friede und das Glück, die ringsum walteten? Solange 
noch ihr Herz schlug, schlug es nur für ihre Kinder, für die Kinder 
der Brabanterin und für alle, die im Weichbilde Annabergs wohn— 
ten. Sie hatte noch ein langes und durch das Glück anderer be— 
glücktes Leben. Als sie starb, ward sie neben Christoph und der 
Brabanterin hinabgesenkt, an einem Frühlingstage. Ein Denkmal 
erhebt sich jetzt zu Häupten der drei Huügel, und in der großen Linde 
jubilieren die Voͤglein.
	        
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