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bald 24 Groschen und auch wohl mal 36, was wir in der Woche zu⸗
rücklegten. Der Garten brachte uns auch mehr als das erste Jahr.
Die Zeit über, die ich sonst im Wirtshause gesessen hatte, konnte ich
nun meiner Frau beim Graben oder Jäten helfen, oder was sonst
zu tun war, und unsere Früchte gediehen noch einmal so gut. Es
läßt sich mehr machen aus einem Garten, als man denkt, man muß
nur aufpassen und die Arbeit nicht scheuen in den Freistunden.
Und als wir gegen Weihnachten die Schweine schlachteten, machten
bir 10 Taler bar Geld daraus. Ich weiß selbst nicht recht, wo wir
früher das Geld gelassen hatten, aber das weiß ich, daß wir Neu—
jaht richtig unsere 24 Taler in der Kasse hatten. Das haben wir
so fortgesetzt, und nach 5 Jahren hatten wir eine Kuh im Stalle
und 120 Taler im Buche. Doch nein, Bücher gab's damals noch
nicht, es waren lauter einzelne Scheine; das ist auch eine Ver—
besserung mit den Büchern. Als ich die 120 Taler voll hatte, wußte
mir mein Vetter eine gute Hypothek dafür zu verschaffen, das gab
dann 4 Prozent des Jahres. So ging das weiter und immer
besser und schneller.
Und jetzi? Ja, Herr Doktor, jetzt stecken wir wieder in Schul—
den, und es sind nicht 2 Taler wie nach dem ersten Jahr, sondern
200 Taler, und ich bin guter Dinge dabei. Denn dafür haben wir
auch unser eigenes Häuschen und gute 10 Scheffel Saat dabei,
brauchen keine Miete zu zahlen, sondern nehmen im Gegenteil so
diel Miete ein, daß wir Zinsen und Abgaben und Reparaturen da⸗
von leisten können. Und kein Mietsherr kann mir den Stuhl vor
die Tür setzen oder die Miete steigern, und wer mit mir im Hause
wohnen soll, das habe ich selbst zu bestimmen. Ja, Herr Doktor,
es ist ein schönes Ding, auf seinem Eigenen zu wohnen. Und die
200 Taler werde ich auch los, wenn der liebe Gott uns noch einige
Jahre leben und gesund sein läßt; 53 Taler habe ich schon wieder
im Buche.“
So weit der alte Lüning, und soviel ich als Doktor beurteilen
kann, wird ihm der liebe Gott die Zeit noch wohl lassen, seine
Schulden abzutragen.
133. Wie die Nähmaschine erfunden wurde.
Von Wilhelm Kaulen.
Vier Nationen sind an der Erfindung der nützlichen Nähmaschine
beteiligt. Der erste Erfinder war ein Deutscher. Über hundert
Jahre reicht bei unserm Landsmanne der Gedanke einer Vervoll⸗
sonmnnung der Nähnadel zurück, und wir wissen von ihm nicht viel