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Wir stehen gerade am Eingang zum eigentlichen Negerviertel
der Stadt, und uns umtosen der Lärm und das Gewoge der Natur—
kinder, die hier durch die Europäer zum dichten Zusammenleben
veranlaßt sind. Auch hier saubere, geradlinige Straßen, die Läden
der indischen Kaufleute mit europäischen Blech- und Eisenwaren,
aber auch mit allen Landeserzeugnissen, Lebensmitteln, Früchten
und stark duftenden Gewürzen. Die schlimmste aller Marktwaren
aber ist für europäische Nasen getrockneter Haifisch, den die Farbigen
als Zukost zu ihrem Hirse-, Mais- oder Reisbrei über alles lieben.
Man riecht dies Genußmittel durch das ganze Haus und selbst in
freier Luft auf große Entfernung und wendet sich schnell mit Grausen,
wo es einem in die Augen fällt. Neben den Kaufläden gibt es
aber auch zahlreiche Handwerker, meist indischer Abstammung, die
in dem offenen Vorraum ihrer Häuser oder auf der Straße selbst
ihre Arbeit betreiben. Holzarbeiter, Mattenflechter, Töpfer, besonders
geschickte Silberarbeiter sieht man vielfach in voller Tätigkeit.
Die Neger wohnen in saubern Lehmhütten, die mit Rohr
oder Palmblättern gedeckt sind. Jedes Haus hat eine gedeckte Vor—
halle, auf der sich das Leben der Familie zum größten Teil abspielt.
Die Häuser selbst haben keine Fenster. Der Neger liebt die Kühle
und nimmt das Dunkel mit in den Kauf. Seine Geruchsnerven
sind unempfindlich. Gekocht wird auf drei Steinen und auf einem
kleinen Feuer, dessen Rauch sich den Ausweg durch das Geflecht des
Daches sucht. Je weiter vom Mittelpunkt der Stadt entfernt, desto
unordentlicher und leichter wird meist der Aufbau der Hütten, weil
der einzelne dort weniger streng überwacht wird und sich sofort der
gewohnten Sorglosigkeit überläßt. Solche einzeln stehende, oft nur
aus dünnen Bambusstäben bestehende Hütten umschleicht dann nachts
der Löwe, wirft sich mit seinem Körpergewicht auf das Dach, bricht
mit diesem nieder und schlägt die im Schlafe überraschten Menschen,
meist Frauen und Kinder, mit tödlicher Sicherheit. Auf diese Weise
fallen dem Löwen, der sich in den Tropen nicht durch besondere Tap⸗
ferkeit auszeichnet, so manche Menschenleben zum Opfer, und das
Tier ist trotz eifriger Nachstellungen schwer zur Strecke zu bringen.
Den Mittelpunkt des geschäftlichen Lebens für die Farbigen
bildet die Markthalle, in der alle Lebensmittel, die von auswärts
in die Stadt gebracht werden, feilgeboten werden müssen. Hier
sind die Stände der Fleischer, der Gemüse- und Fruchthändler, hier
werden Fische, Getreide und Geflügel verkauft. Da das meiste ver—
steigert wird, der Neger aber seine besondere Freude am lautesten
Lärm und tobenden Durcheinander hat, so kann man sich das
Marktleben dort nicht bunt genug vorstellen und darf sich nicht