185. Auf dem Elefantenfang in Indien.
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ließen sich zwei Mahauts zur Erde gleiten, und während die zahmen Elefanten
ihren neugefangenen Kameraden mit dem Rüssel liebkosten oder ihn in anderer
Weise zu beschäftigen suchten, wurden diesem dicke Jutetaue um die Hinterbeine
geschlungen und die Enden derselben, durch die Palisade durchgezogen, an starken,
außerhalb dieser stehenden Bäumen befestigt. Während dieser Zeit ward, um
Luft für weitere Arbeiten zu schaffen, eine Anzahl der schwächeren Tiere in den
Kheddahmund gelassen und dort in gleicher Weise gefesselt und angebunden.
Nach etwa drei Stunden heißen Bemühens war dieser Teil der Fesselung er—
ledigt, und die schwierigere Arbeit, den Tieren Schlingen über den Kopf zu
werfen, nahm ihren Anfang. Auch dies geschah, während zwei zahme Gle—
fanten den Gefangenen in die Mitte nahmen, von einem auf dem Rücken
eines der letzteren sitzenden Mahaut; aber es verging bei einigen Tieren
nahezu eine Stunde, bis es gelang, die Schlinge, welche sie stets versuchten,
mit dem Rüssel von sich abzustreifen, ihnen um den Hals zu befestigen. Endlich
war auch das geglückt, und mit dem gefährlichsten Teil des Programms, mit
dem Abführen der gefesselten Tiere, konnte nunmehr begonnen werden. An
einer Stelle ward die Palisade niedergelegt und ein Tier nach dem anderen
herausgeführt, zu welchem Zweck die Enden zweier von der Halsschlinge aus⸗
laufender Taue, sowie diejenigen der Hinterfesseln an den Leibgurten von drei
bis vier zahmen Elefanten befestigt wurden. Die Taue waren lang genug, daß
zwischen dem Gefangenen und seinen Führern etwa 6 m Abstand gehalten
werden konnte. Beim Verlassen der Kheddah schienen sie sich wieder in Freiheit
zu fühlen und versuchten meist sofort das Weite zu suchen, wobei sie nicht
selten den einen oder anderen ihrer Begleiter mit sich fortrissen. Trotz allen
Widerstrebens wurden sie halb geschoben, halb gezogen auf den zu ihrer
vorläufigen Unterkunft bestimmten Platz geführt und dort zwischen Bäumen an—
gebunden. Im höchsten Grade interessant war es, hier die zahmen Elefanten
zu beobachten, wie sie die Stricke ins Maul nahmen, mit denselben mehrfach
um die ihnen bezeichneten Bäume herumliefen, sie straffer und straffer ziehend,
bis ihr gefangener Kamerad sich kaum noch zu rühren vermochte. Der Mahaut
schlug dann die Knoten in die Taue, und die Arbeit begann mit einem anderen
Elefanten.
Nachdem sämtliche Elefanten angebunden waren, ward ihnen von ihren
zahmen Kameraden Futter gebracht, Gras, Laub oder wilde Bananenstauden.
Aber nur die wenigsten zeigten Neigung zum Fressen; die meisten schleuderten
die ihnen gebrachten Gaben mit dem Rüssel hoch in die Luft oder weit von
sich, brüllten, wälzten sich auf der Erde, stampften mit den Füßen und schlugen,
laute Trompetentöne von sich gebend, mit dem Rüssel auf den Boden. Kam