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221. Brockenreise.
emporgeschwungen, und, mit den umklammerten Steinen wie zusammen-
gewachsen, stehen sie fester als ihre bequemen Schwestern im Porst—
boden des flachen Landes. So stehen auch im Leben jene groben Männer,
die duren das Uberwinden früher Hemmungen und Hindernisse sich
erst recht gestärkt und gefestigt haben. Auf den Zweigen der Tannen
xletterton Eichhbörnchen, und unter denselben spazierten die gelben
Hirsche. Wenn ich soleh ein liebes, edles Tier sehe, so kann ich nicht
begreifen, wie gebildeto Leute Vergnügen daran finden, es zu hetzen
und zu töton.
Allerliobst schossen die goldenen Sonnenlichter durch das dichte
Tannengrün. Eine natürliche Treppe bildeten dio Baumwurzeln. Überall
schwellende Moosbänke; denn die Steine sind fubhoch von den schönsten
Moosarten wie mit hellgrünen Samtpolstern bewachsen. Läebliche
Kühle und träumerisches Quellengemurmel! Hier und da sieht man,
wie das Wasser unter den Steinen silberhell hinrieselt und die nackten
Baumwurzeln und Fasern bespült. . . . An manchen Orten sprudelt das
Wasser aus den Steinen und Wurzeln stärker hervor und bildet kleine
Wasserfalle. Da läbßt sich gut sitzen. Es murmelt und rauscht so
wvunderbar, dio Vögel singen abgebrochene Sehnsuchtslaute, die Bäume
flüstern wie mit tausend Zungen; wie mit tausend Augen schauen uns
an die seltsamen Bergblumen, sie strecken nach uns aus die wundoer—
samen, breiten, drollig gezackton Blätter, spielend flimmern hin und
her dio lustigen Sonnenstrahlen; die sinnigen Kräutlein erzählen sich
grüne Märchen, es ist alles wie verzaubert, es wird immer heimlicher
und heimlicher...
Je höher man den Berg hinaufsteigt, desto kürzer, zwerghafter
werden die Tannen. Sie scheinen immer mehr und mehr zusammen-—
zuschrumpfen, bis nur Heidelbeer- und Rotbeersträucher und Bergkräuter
übrigbleiben. Da wird es auch schon fühlbar kälter. Die wunderlichen
Gruppen der Granitblõcke werden hier erst recht sichtbar. Diese sind oft
von erstaunlicher Gröbe. Das mögen wobl die Spielbälle sein, die sich
die bösen Geister einander zuwerfen in der Walpurgisnacht, wenn hier
die Hexen auf Besonstielen und Mistgabeln einhergeritton Kkommen. ..
In der Tat, wenn man die obere Hälfto des Brockens besteigt, kann
man sich nicht erwehren, an die ergötzlichen Blocksberggeschichten zu
denken. . . . Es ist ein äußerst anstrengender Weg, und ich war froh,
als ich endlich das langersebnte Brockenhaus zu Gesicht bekam.
Heinrieh Heino.