Full text: [Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband])

230. Der Heringsfang an der Küste von Norwegen. 
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habe er den Auftrag erhalten, don Menschen die Botschaft zu bringen, 
man solle sich zum Angriff bereit machen. Sein Schnauben in der 
ungeheuern Wassorwüste, seine Fontänen, die aus don Wogen steigen, 
wunderbare Springbrunnen, die in den Lüften funkeln, sind seine 
Sprache: „Gebt acht! Wir liefern sis euch, seid bereit und fertigl“ EHat 
der Walfisch seine Sendung vollbracht, so jagt er zurück zu seinen 
Gefährten und hilft ihnen den geängstigten Hering rascher gegen die 
Lũsto treiben, wo sich dieser in die Scheren, zwischen die Inseln und 
Clippon, drängt und, um grimmigen Feinden draußen zu entkommen, 
anderen, noch schrecklicheren in dié Hände fällt. Denn hier erwarten 
ihn die Fischer mit ihren Netzen. Jedes Boot hat deren sechsund- 
dreihig, die meiston zwei FPaden lang und einen tief. Mehrere werden 
aneinander geknüpft; man stellt sie in Reihen auf, unten mit Steinen 
beschwert und oben von Holzklammern gehalten. VWären die Noetze 
größer, so würden sie reißen; denn die Heringe stehen so dieht zu- 
sammen, dabß, wenn der Fang gut ist, in jeder Masche des Netzes auoh 
ein Fisch steckt. Dabei ist ihre Menge so ungeheuer, dab sie zuweilen 
eine Wand bilden, welehe bis auf den Grund hinabreicht, und von 
deren Druck nach oben die Böte dann mehrere Zoll hoch aus dem 
Wasser gehoben werden. Achtzehn Netze stellt jedes Boot und virft 
die andere Hälfte aus, sobald es die erste mit dem Fang herausgezogen 
hat. Und wvährend nun jene sich wieder füllt, rudern die Pischer 
mit den armen Opfern ihrer Schlauheit zum Strande, wo der Kauf- 
mann wartet. Dort werden sie gezählt und ihm überliefert. Schaluppen 
stehen bereit, in deren Raum die Fische geworfen werden, und sobald 
die Fahrzeuge gefüllt sind, eilen sio nach Stavanger oder Bergen.. 
Der Fang geht ununterbrochen vier Wochen lang und oft länger 
vor sich. Wio viele Fische auch in dieser Zeit in der ungeheuern 
Zahl von Netzen herausgezogen werden, die Masse der übrig bleibenden 
scheint dadureh nicht vermindert. Immer neu drängt sich das un- 
ermebliche Heer herauf auf die Oberfläche, und draußen vor den 
Scheren, oft mitton zwischon den Fischerbooten, liegen die Wale wie 
abgerichtete Schäferhbunde auf der Lauer und scheuchen die furcht— 
same Herdo zurück, wenn sie Miene macht, sich zu entfernen. Mensch 
und Walfisch haben einen Bund geschlosson zur Vernichtung des 
unglücklichen, widerstandslosen Gefangenen, der ihrer Wut allein 
dureh seine unvertilgbare Menge spottet, welehe sich zur Sch achtbank 
drängt. Hunderte von Walen haben das Heringsheer herangetrieben,
	        
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