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318. In dem Zerren bin ich still.
318. In dem derren bin ich still.
(Kaiser Sriedrichs Trostlied.)
1. Wenn der Herr ein Kreuze schickt,
laßt es uns geduldig tragen!
Betend zu ihm aufgeblickt,
wird den Trost er nicht versagen;
denn es komme, wie es will,
in dem Herren bin in still!
2. Ist auch oftmals unser Herz
schwach und will wohl gar verzagen,
wenn es in dem stärksten Schmerz
keinen Tag der Freud' sieht tagen;
sagt ihm: komm' es, wie es will,
in dem Herren bin ich still!
3. Darum bitt' ich, Herr mein Gott,
laß mich immer glaubend hoffen;
denn dann kenn' ich keine Not,
Gottes Vaterhand ist offen.
Drum es komme, wie es will,
in dem Herren bin ich still!
Ernst v. Willich.
319. Erlaß Kaiser Vilhelms ILI.
An mein Volk!
pttes Ratschluß hat über uns aufs neue die schmerzlichste Drauer
verhängt. Nachdem die Gruft über der sterblichen Hülle Meines
unvergeblichen Herrn Grobvaters sich kaum geschlossen hat, ist auch
Meines heibgeliebten Herrn Vaters Majestät aus dieser Zeitlichkeit zum
ewigen Frieden abgerufen worden. Die heldenmütige, aus ohristlicher
Ergebung erwachsende Tatkraft, mit der er seinen königlichen Pflichten
ungeachtet seines Leidens gereeht zu werden wubte, schien der
Hoffnung Raum zu geben, daß er dem Vaterlande noch länger erhalten
bleiben werde. Gott hat es anders beschlossen. Dem königlichen
Dulder, dessen Herz für alles Grobe und Schöne schlug, sind nur
wenige Monate beschieden gewesen, um auech auf dem Throne die
edlen Eigenschaften des Geistes und Herzens zu betätigen, welehe ihm
die Liebe seines Volkes gewonnen haben. Der Tugenden, die ihn
schmückten, der Siege, die er auf den Schlachtfeldern einst errungen
hat, wird dankbar gedacht werden, solange deutsche Herzen schlagen,
und unvergänglicher Ruhm wird seine ritterliche Gestalt in der Ge-
schichte des Vaterlandes verklären.
Auf den Thron Meiner Väter berufen, habe Ieh die Regierung
im Aufblicke zu dem Könige aller Könige übernommen und Gott ge-⸗
lobt, nach dem Beispiel Meiner Väter Meinem Volke ein gerechter und