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lag das Handwerkszeug, daneben zugeschnittenes Lodentuch, an der Sitz—
bank hing das Bügeleisen. Ich blieb an der Tür stehen. Es war alles
still. Er zog die Nadel auf und nieder. Nur die Wanduhr und mein
Herz pochte. „Was willst du denn?“ fragte mich nach einer Weile der
Meister. „Schneider werden möcht' ich halt gern,“ antwortete ich zagend.
„So, bist du der?“ sagte er und blickte mich eine Weile an. „In Gottes
Namen geht's an. Setz dich her, nimm Nadel und Zwirn und nähe mir
diesen Armling zusammen!“ So tat ich; aber es ist leichter gesagt als
getan. Da staken im Kissen an die dreißig Nadeln aller Größen. Da
10 lagen Zwirnknäuel verschiedener Feine und Farbe. Und die beiden Teile
des Armlings, wie werden sie behandelt und zusammengetan? Ich warf
fragende Blicke auf den Meister. Er tat, als wisse er nicht mehr als ich.
So hub ich denn an. Ich fädelte ein, legte den Lodenstoff aufs Knie und
machte einen Stich. Der Faden schlüpfte durch, der erste Stich war miß—
15 lungen. Tief erglühend forschte ich der Ursache nach und kam endlich
darauf, daß von mir vergessen worden war, in den Faden einen Knoten
zu machen. Ich schlang also mit großer Mühe ein Knötlein und nähte
hierauf mit Erfolg, aber auch mit Hindernissen. Es wand und verdrehte
sich der Zwirn, es staute sich die Nadel am Finger, es verschob sich das
Zeug und ließ sich mit jedem Zuge hoch in die Lüfte ziehen, es riß sogar
der Faden. Als ich ein paar Stunden so herumgenäht hatte, ohne daß
mein Meister auch nur eine Silbe zu mir gesprochen hätte, und als ich
endlich mit dem Ärmling fertig zu sein wähnte und mit dem Auge fragte,
was nun zu beginnen sei, antwortete er: „Jetzt trenne den Armling wieder
25 auf bis auf den letzten Stich und ziehe die Fäden sauber aus! Achtung
geben mußt du nur, daß du den Loden nicht anschneidest!“
Als ich das mit Angst und Schmerz getan hatte und die Teile des
Ärmlings wieder so dalagen, wie sie mir der Meister in die Hand
gegeben hatte, ließ dieser von seiner Arbeit ab und sprach: „Ich hab' nur
sehen wollen, wie du die Sache angreifst. Just nicht ungeschickt; aber den
Loden muß man zwischen Knie und Tischrand einzwängen, sonst liegt er
nicht still. Später, wenn du's einmal kannst, wird er wohl auch ohne
Einzwängen still liegen so wie bei mir da. Auf den Finger, mit dem
du die Nadel eindrückst, mußt du einen Fingerhut stecken, sonst kriegt deine
Hand gerade so viele Löcher wie der Loden. Den Zwirn mußt du mit
Wachs glätten, sonst wird er fransig und reißt. Die Stiche mußt du so
machen, daß einer über dem andern reitet, das heißt man Hinterstiche,
sonst klafft die Naht. Die Teile mußt du allemal so zusammennähen, daß
du sie nicht wieder voneinander zu trennen brauchst wie diesmal. Und
gilt es doch einmal zu trennen, so mußt du kein saures Gesicht dazu
machen, empfindsam sein leidet unser Handwerk nicht. Jeder Ochsenknecht
wird dich ausspotten und wird dich fragen, ob du das Bügeleisen bei dir
hättest. daß dich der Wind nicht fortträgt. und wird, solange er deiner
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