Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

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für andere zu übernehmen; sie wurden ihm vergütet, und das Geld, 
welches er dafür erhielt, schickte er dann seiner Mutter. 
Einst konnte der König nachts nicht schlafen und wollte sich etwas 
vorlesen lassen. Er klingelte, er rief; allein es kam niemand. Endlich 
stand er selbst auf und ging in das Nebenzimmer, um zu sehen, ob 
kein Page da wäre. Hier fand er den guten Jüngling, der die Wache 
übernommen hatte, am Tische sitzen. Vor ihm lag ein Brief an seine 
Mutter, den er zu schreiben angefangen hatte, allein er war über dem 
Schreiben eingeschlafen. 
Der König schlich herbei und las den Anfang des Briefes, der 
also lautete: „Meine beste, geliebteste Mutter! Jetzt ist es nun schon 
die dritte Nacht, daß ich für Geld Wache habe. Beinahe kann ich es 
nicht mehr aushalten. Doch freue ich mich, daß ich nun wieder zehn 
Taler für Sie verdient habe, die ich Ihnen hierbei schicke." Der 
König war gerührt über das gute Herz dieses Jünglings und ließ ihn 
schlafen, ging in sein Zimmer, holte zwei Rollen mit Dukaten, steckte 
ihm in jede Tasche eine und legte sich wieder zu Bett. 
Als der Edelknabe erwachte und das Geld in seinen Taschen fand, 
konnte er wohl denken, woher es gekommen sei. Er freute sich zwar 
darüber, daß er nun seine Mutter noch besser unterstützen konnte, doch 
erschrak er auch zugleich, weil der König ihn schlafend gefunden hatte. 
Am Morgen, sobald er zum Könige kam, bat er demütig um Ver¬ 
gebung wegen seines Dienstfehlers und dankte ihm für das gnädige 
Geschenk. Der gute König lobte seine kindliche Liebe, ernannte ihn so¬ 
gleich zum Offizier und schenkte ihm noch eine Summe Geldes, damit 
er sich alles anschaffen konnte, was er zu seiner neuen Stelle 
brauchte. 
Der treffliche Sohn stieg nachher immer höher und diente den 
preußischen Königen als ein tapferer General bis in sein hohes Alter. 
Pustkuchen-Glanzow. 
77. Rittmeister Kurzhagen. 
In dem Regimente des berühmten Generals v. Ziethen stand 
ein Rittmeister namens Kurzhagen. Er war klug, tapfer und 
hatte ein kindliches Gemüt. Seine Eltern waren arme Landleute 
im Mecklenburgischen. Mit dem Verdienstorden auf der Brust 
rückte er nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges in Parchim 
ein. Die Eltern waren von ihrem Dörfchen nach der Stadt ge¬ 
kommen, um ihren Sohn nach Jahren wiederzusehen, und er¬ 
warteten ihn auf dem Markte. Als er sie erkannte, sprang er 
rasch vom Pferde und umarmte sie unter Freudentränen. Bald 
darauf mußten sie zu ihm ziehen und aßen allezeit mit an seinem 
Tische, auch wenn er vornehme Gäste hatte.
	        
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