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und des Kantors Sohn in Friedenau für das Obst bezahlen! 20 Pfennig
für ein Pfund Apfel, 30 Pfennig für ebensoviel Eßbirnen; das wären
ja 20 bis 30 Mark für einen Zentner, rechnete er; da ließe sich für
den Landwirt doch noch eine reiche Ertragsquelle finden!
2. Bald stand er mit seinem Nachbarn Engel am „Einschlag“.
An einer schattigen Mauer seines langen Stallgebäudes hatte Trebbin
lange Gräben ausheben lassen, die etwa 50 cm tief und ebenso breit
waren. Die herausgehobene Erde bildete jenseit des Grabens eine
schräge Wand. In diesen Gräben lagen die aus dem Provinzial¬
garten bezogenen Baumstämmchen sorgfältig nebeneinander ge¬
schichtet; die Wurzeln waren leicht mit Stroh und Erde bedeckt,
und auch die Stämmchen trugen eine Schutzdecke aus Stroh und
Kiefernzweigen. „Das sind ja Staatsbäume!“ rief Engel. Bequem
konnte er zu jedem einzelnen Stamme des Einschlags gelangen, denn
die Gräben waren in ausreichender Weite voneinander angelegt, und
kein Bäumchen berührte die Krone des andern. „Ich habe sie alle
auch selbst ausgesucht!“ antwortete Trebbin stolz seinem Nachbarn,
der die schön verzweigten Wurzeln, die nirgends geknickt waren,
und die starken, schlanken Stämmchen mit ihrer glatten Binde nicht
genug bewundern konnte. Und wie schön die Kronen der Apfel-
und Birnbäume waren, deren jede einen Mitteltrieb und 4 bis 5 Seiten¬
triebe zeigte! Die Stämmchen der Apfel- und Birnbäume waren alle
fünfjährig, die der Pflaumen- und Kirschbäume dagegen dreijährig.
3. „Aber warum hast du denn schon gleich nach der Getreide¬
ernte die Pflanzlöcher auswerfen lassen?“ fragte Engel, „das hätte
doch noch Zeit gehabt.“ — „Nachbar, das stimmt nicht“, antwortete
Trebbin. „Einmal hatten wir nach der Ernte in der Landwirtschaft
etwas Buhe, und dann muß der herausgeworfene Boden auch ordent¬
lich verwittern. Hier hat mein Fritz das erste Pflanzloch allein ge¬
graben; die beste Erde, die erste und zweite Spatenschicht, hat er
dort auf jene Seite des Loches geworfen, der schlechtere Boden und
der Sand aus der Tiefe liegen hier an diesem Bande. Auf dieser
Seite des Gartens ist uns die Arbeit sauer geworden. Man muß die
Baumlöcher gewöhnlich ein Meter tief und breit graben; hier aber
kamen wir auf roten, eisenhaltigen Kies, den wir noch ein halbes Meter
tiefer herausheben mußten, damit die Bäumchen auch auf dieser
Stelle tief wurzeln und fröhlich gedeihen können.“
4. Inzwischen waren die beiden Freunde bis an den Teich ge¬
kommen, an den der Garten grenzte. „Hier sollen die Pflaumen¬
bäume gepflanzt werden,“ sagte Trebbin, „die können die Nässe am
besten vertragen. Dort oben, wo der Gartengrund mehr Kies ent¬
hält, sollen die Kirschen zu stehen kommen. Die Birnbäume, die
in nassem Boden gar nicht gedeihen, sollen mit den Apfelbäumen in
dem fruchtbarsten Teile des Gartens gepflanzt werden!“ Während