Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

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Zweite Abteilung. 
I. Bilder aus der Natur. 
206. Das Pferd. 
1. Müntes hüpft das Füllest auf grünem Rasen, sträubt die kurze, 
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krause Mähne, schwingt sich leicht wie ein Hirsch über die Hecke, schlägt 5 
die kleinen Hufe hoch in die Lüfte, und wie ergriffen vom Windstoß stürzt 7' 
es fort, steht plötzlich, und plötzlich wieder umkreist es die ruhig weidend^ 
Stute, von ihren Blicken sorgsam bewacht. Schon verraten seine schlanken 
Glieder künftige Kraft und Behendigkeit; sein dunkles, großes Auge zeugt4.,, 
von Mut, sein Spiel von Kampflust. Es wächst zum Helden, zum be- 10 
harrlichen Gefährten, zum Freunde des Menschen heran, getreu bis an 
den Tod. 
2. Edel ist das Pferd; wie aus Erz gegossen, so fest steht es da 
und dennoch schlank wie ein Reh und so friedlich. Sicher ist sein Gang; 7 >7 
stolz trägt es sein Haupt mit schön gewölbter Stirn und Nase; das runde, 15 
rege^Auge mit dem schwarzen Glanz erspäht den Feind; auch in finstrer . 
Nacht findet es den rechten Pfad. Es spielt mit dem spitzen Ohr, erfaßt 
den verlornen Laut, stutzt und warnt dadurch seinen Reiter. Zur Seite 
des schlanken, glatten Nackens fällt die seidenschimmernde Mähne. Seine 
Brust, voll und weich wie die des Schwans, stellt sich keck der Gefahr 20 
entgegen, und der glatte Leib ruht sicher auf festen Lenden, auf nervigen 
Füßen, und die eisenfesteu Hufe stampfen ungeduldig den Boden. 
3. Auf des Reiters Wink springt es auf wie ein Luchs, rennt da¬ 
von, den Hals gestreckt, wie ein Adler im Fluge; wie ein Adler leicht, 
berührt es kaum die Erde, und es fliegt sein voller, glänzender Schweif g# 
ihm nach. Die Bäume fliehen wie Schatten vorüber; der Boden weicht,'' 
als stürzt' er hinter ihm in den Abgrund. Unter dem Huf zerbersten die 
Kiesel; Funken sprühen umher. So stürzt es mit dem Araber dem Löwen 
entgegen. Dieser wirft die Mähne empor und weist grinsend und brüllend ^ 
die Zähne; er schlügt mit dem Schweife seine Lenden. Jetzt steht er da,^30 
jetzt duckt er sich nieder zum Sprunge; da schickt ihm rasch der Jägers 
die Lanze zu. Der Löwe achtet nicht den tödlichen Stoß; mit zerbrochnem 
Schäften der Brust schwingt er sich dem Jäger entgegen; da funkeln des 
Pferdes Augen, die Adern spannen sich, die Mähne fliegt, es dampfen 
seine Nüstern, die Muskeln spielen und schwellen, und zornwiehernd bäumt 35 
es sich auf, schlägt aus;^,sein eherner Huf hat die Stirn des Löwen ge¬ 
spalten und ihn zu Doden geschmettert. 
4. Mit dem Krieger zieht das Pferd gegen den Feind; es beißt 
schäumend in die Zügel, schüttelt die Mähne, scharrt den Boden, schnaubend . 
und wiehernd vor Kampflust. Da schmettern die Trompeten; es erwartet 40 
nicht des Reiters Sporn, sprengt entgegen den blitzenden Lanzenreihen. 
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