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wohl irren. Die meisten fielen schon in frühester Jugend durch Ungunst
des Wetters und durch Hunger im Winter. Ein gewaltsamer Tod ist
deshalb von jeher das Schicksal des Rindes gewesen; sein Leben war
stets mit Todesfurcht versetzt. Der Mensch diente daher dem wilden
5 Rinde, als er sich seiner annahm, um es zu Pfiegen. Wiederum dient
aber auch das gezähmte Rind dem Menschen und macht ihm das Leben
behaglicher. Nach Herm. Wagner.
208. Reh und Hirsch.
1. Im kleinen, blumigen Waldthale, das selten der Fuss eines Men-
10 sehen betritt, sehen wir eine ganze Rehfamilie beisammen: einen
stattlichen Rehbock mit zackigem Geweih und zwei Rehweibchen
oder Ricken, jede begleitet von zwei buntfleckigen Rehkälbchen. Erst
wenige Wochen sind die Kleinen alt; aber schon folgen sie ihrer
Mutter munter auf den Spaziergängen in den Wald. Sie suchen sich
15 die zartesten Grasspitzen oder die weichsten Rlätter der Kräuter und
lassen sie sich wohlschmecken.
Während des Sommers wird es recht lebendig im Walde. Hier
schlagen die Holzhauer eine Abteilung Räume nieder; dort ziehen
ganze Scharen von Kindern durchs Gebüsch und suchen Heidelbeeren,
20 Preifselbeeren und Himbeeren. Da ist’s den Rehen nicht mehr so
Hirsche im deutschen Walde.