Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

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Könige von Dänemark, Norwegen urtb Schweden hatten übrigens bis- 
her eine sehr beschränkte Macht gehabt, nur in langen Kämpfen mit 
den Stammeshäuptlingen (den Jarlen) gelangten sie endlich zur 
Obergewalt. Die unzufriedenen Jarle, die das alte Wanderleben 
noch nicht aufgeben wollten, fuhren fort, sich nach anderen Wohnstätten 
und Herrschergebieten umzusehen. So wurde Island von Norwegen 
aus bevölkert, auch auf Grönland legten die Norweger eine Kolonie an, 
die bis in das 14. Jahrhundert dauerte, und Isländer unternahmen 
bereits Fahrten nach Nordamerika (Winland). Wie im Westen, fo ent¬ 
standen normannische Niederlassungen auch im Osten Europas. Die 
Normannen, hier Wäringer genannt, unternahmen Streifzüge nach 
den Slavenländern an der Ostsee und am Dnjepr. Ein solcher 
Wäringerstamm, die Russen, gründeten die Fürstentümer Nowgorod 
und Kiew. 
Auch in diesen östlichen Ländern gelangt um das Jahr 1000 das 
Christentum zum Siege. Wladimir der Große, Fürst von Kiew, 
läßt sich taufen, bekennt sich aber nicht zur römisch-katholischen, sondern 
zur griechisch-katholischen Kirche. Die Polen unter ihren Herzögen 
aus dem Stamme der Piasten, und die Ungarn unter Stephan 
dem Heiligen bekennen sich zum Christentums, das sie von Deutschland 
aus erhielten. 
Im Süden waren es die schönen Länder Unteritalien und ©teilten, 
welche die Normannen anlockten. Diese normannischen Eroberer kamen 
jedoch nicht ans Skandinavien, sondern wie Wilhelm der Eroberer ans 
der Normandie. Robert Guiseard schuf sich ein Reich, Neapel, und 
sein Bruder Roger beherrschte Sicilieu. Als Robert Guiscard kinderlos 
starb, erbten Rogers Nachkommen auch Unteritalien und seitdem gab es 
ein Königreich Neapel und Sicilieu. 
In Spanien geboten im 10. Jnhrhnndert die Kalifen von Cor- 
dova. Da die Mauren in der Kultur bereits sehr weit fortgeschritten 
waren, so wußten sie das schöne und reiche Land bald in den blühend¬ 
sten Zustand zu versetzen. Sie trieben Ackerbau, Bergbau und allerlei 
Gewerbe, und in den volkreichen Städten fanden Wissenschaften und 
Künste die sorgsamste Pflege. Arzneikuude, Astronomie nnd Mathematik 
wurden an den Universitäten, vor allem in Salamanca gelehrt und 
verbreiteten sich von hier aus über das christliche Europa, die Baukunst 
entfaltete sich in dem Palast Alhambra in Granada und in vielen 
anderen Palästen und Moscheen zu großer Prucht. Aber während die 
Mohammedaner in Spanien ein reges Leben und Schaffen zeigten, hörte 
das Kalifat zu Bagdad ganz auf (1037). Es schieden sich nun ein¬ 
zelne mohammedanische Reiche aus, die, voneinander unabhängig, ant Über-
	        
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