— 102
Könige von Dänemark, Norwegen urtb Schweden hatten übrigens bis-
her eine sehr beschränkte Macht gehabt, nur in langen Kämpfen mit
den Stammeshäuptlingen (den Jarlen) gelangten sie endlich zur
Obergewalt. Die unzufriedenen Jarle, die das alte Wanderleben
noch nicht aufgeben wollten, fuhren fort, sich nach anderen Wohnstätten
und Herrschergebieten umzusehen. So wurde Island von Norwegen
aus bevölkert, auch auf Grönland legten die Norweger eine Kolonie an,
die bis in das 14. Jahrhundert dauerte, und Isländer unternahmen
bereits Fahrten nach Nordamerika (Winland). Wie im Westen, fo ent¬
standen normannische Niederlassungen auch im Osten Europas. Die
Normannen, hier Wäringer genannt, unternahmen Streifzüge nach
den Slavenländern an der Ostsee und am Dnjepr. Ein solcher
Wäringerstamm, die Russen, gründeten die Fürstentümer Nowgorod
und Kiew.
Auch in diesen östlichen Ländern gelangt um das Jahr 1000 das
Christentum zum Siege. Wladimir der Große, Fürst von Kiew,
läßt sich taufen, bekennt sich aber nicht zur römisch-katholischen, sondern
zur griechisch-katholischen Kirche. Die Polen unter ihren Herzögen
aus dem Stamme der Piasten, und die Ungarn unter Stephan
dem Heiligen bekennen sich zum Christentums, das sie von Deutschland
aus erhielten.
Im Süden waren es die schönen Länder Unteritalien und ©teilten,
welche die Normannen anlockten. Diese normannischen Eroberer kamen
jedoch nicht ans Skandinavien, sondern wie Wilhelm der Eroberer ans
der Normandie. Robert Guiseard schuf sich ein Reich, Neapel, und
sein Bruder Roger beherrschte Sicilieu. Als Robert Guiscard kinderlos
starb, erbten Rogers Nachkommen auch Unteritalien und seitdem gab es
ein Königreich Neapel und Sicilieu.
In Spanien geboten im 10. Jnhrhnndert die Kalifen von Cor-
dova. Da die Mauren in der Kultur bereits sehr weit fortgeschritten
waren, so wußten sie das schöne und reiche Land bald in den blühend¬
sten Zustand zu versetzen. Sie trieben Ackerbau, Bergbau und allerlei
Gewerbe, und in den volkreichen Städten fanden Wissenschaften und
Künste die sorgsamste Pflege. Arzneikuude, Astronomie nnd Mathematik
wurden an den Universitäten, vor allem in Salamanca gelehrt und
verbreiteten sich von hier aus über das christliche Europa, die Baukunst
entfaltete sich in dem Palast Alhambra in Granada und in vielen
anderen Palästen und Moscheen zu großer Prucht. Aber während die
Mohammedaner in Spanien ein reges Leben und Schaffen zeigten, hörte
das Kalifat zu Bagdad ganz auf (1037). Es schieden sich nun ein¬
zelne mohammedanische Reiche aus, die, voneinander unabhängig, ant Über-