Full text: Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte

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sich mit einander aussöhnten. Der schlichte Glaube, die Sparsamkeit, die 
Vergnügungen des Vaters, der fortwährende Zwangs des Soldatendienstes 
waren nicht nach dem Sinn des heranwachsenden Jünglings. Schon früh 
hatte er eine besondere Neigung zu Kunst und Wissenschaft, und franzö¬ 
sische Bücher lesen, Verse machen und Flöte blasen waren seine liebsten 
Vergnügungen. Der König aber wollte keinen „Querpfeifer" und „Poeten", 
sondern einen Soldaten zum Nachfolger. Der Trotz seines Sohnes riß 
ihn selbst zu Mißhandlungen hin. Als er ihn nun auch zu einer Heirath 
zwingen wollte, faßte der Prinz, damals schon Oberstlieutenant, den Ent- 
Mutz, auf einer Reise in Süddeutschland zu entfliehen (1730). Wer der 
Fluchtversuch wurde vereitelt. Er wurde in Küstrin wie ein Verbrecher 
in's Gefängniß geworfen und als Deserteur vor ein Kriegsgericht, gestellt, 
doch zuletzt begnadigt, während sein Vertrauter v. Katte enthauptet wurde. 
2. Dies Alles bewirkte bei Friedrich eine heilsame Besserung^ und 
Unterwerfung unter den Willen des Vaters. Fleißig arbeitete er in Küstmt 
bei der Regierung, machte sich mit der Verwaltung des Landes vertraut 
und gewann auch Neigung für das Soldatenwesen. Endlich erfolgte 1731 
die Aussöhnung mit dem "Vater. Nachdem er sich dem väterlichen Willen 
gemäß, aber gegen seine Neigung verheirathet hatte, erhielt er Rheinsberg 
bei Ruppin zum Wohnsitz. Hier verlebte er glückliche Jahre. Die ernste 
Arbeit für seinen Beruf wechselte mit den Freuden einer ungezwungenen 
Geselligkeit im Kreise geistreicher Freunde. Französische Bücher las er 
eifrig, und mit vielen Gelehrten stand er im Briefwechsel, z. B. mit 
Voltaire. 28 Jahre alt, bestieg er den Thron. 
3. In die erste Hälfte seiner Regierung fielen die drei 
schlesischen Kriege. Mit Kaiser Karl VI. erlosch 1740 der 
habsburgische Mannsstamm in Ostreich; seine Tochter Maria 
Theresia wurde trotz der pragmatischen Sanktion (d. h. Erb- 
folgegesetz) in den östreichischen Crbfolgekrieg mit Baiern, 
Spanien und Frankreich verwickelt, welcher 1748 im Frieden 
zu Aachen endigte. Gleichzeitig machte Friedrich Ansprüche 
auf Schlesien und gewann dies Land in den beiden ersten 
schleichen Kriegen. — Karl VI. hatte durch ein Hausgesetz, welches 
von den europäischen Fürsten anerkannt worden war, seine Tochter zur 
Erbin aller seiner Länder bestimmt. Als sie aber 1740 die Regierung in 
Öftreich, Böhmen, Ungarn antrat, erhoben sich auf allen Seiten Feinde. 
Der Kurfürst von Batern Karl Albert machte sogar Ansprüche auf „die 
ganze Monarchie, Frankreich aber unterstützte bereitwillig die Gegner Ost- 
reichs. Daraus entstand der öftreichische Erbfolgekrieg (1741—48).^ 
4. Allen jedoch kam Friedrich II. zuvor, der jetzt von der Königin 
die fchlesischen Fürstenthümer Liegnitz, Brieg, Wohlau und Jägerndorf 
verlangte, oie feinem Hanfe feit 1675 mit Unrecht vorenthalten waren. 
Er bot ihr zugleich Hülfe gegen ihre Feinde an, wenn sie seine Forderung 
erfüllen wollte. (2?te aber wies den König von Preußen stolz ab. Da- 
durch entstand der erste fchlesifche Krieg 1740—42. Schnell besetzte Fried¬ 
rich Schlesien und besiegte 1741 durch den Feldmarfchall Schwerin die 
Öftreicher bei Mollwitz (Brieg); es war die erste Schlacht, welche die 
preußische Armee gegen die krieggewohnten östreichischen Truppen gewann. 
Auch gegen Baiertt und Franzosen war Maria Theresia nicht glücklich,
	        
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