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176. Die Singvögel.
1. Ein freundliches Dörfchen war ringsum von schönen
Gärten und Wiesen umgeben. Die Bäume der Gärten blühten
und dufteten im Frühlinge auf das lieblichste. Auf ihren Ästen
und in den Zäunen und Hecken umher nisteten und sangen aller—
lei muntere Vöglein. Im Herbste aber waren die Zweige mit
Birnen, Äpfeln und Pflaumen beladen.
2. Da fingen einige böse Buben an, die Nester der Vögel
auszunehmen. Die Vögel zogen deshalb nach und nach aus dem
Orte ganz hinweg, und man hörte im schönsten Frühlinge kein
Vöglein mehr singen. Ganz still und traurig war es in den
Gärten.
83. Aber nun nahmen die Raupen, die sonst von den Vögeln
verzehrt wurden, überhand und fraßen Blätter und Blüten ab.
Da standen die Bäume ganz kahl wie im Winter, und die bösen
Buben, die sonst so köstliches Obst im Überflusse hatten, bekamen
jetzt nicht einmal einen Apfel mehr zu essen.
Nimmst du den Vögeln Nest und Ei,“
ist's mit Gesang und Obst vorbei. Chr. v. Schmid.
177. Knabe und Vogelnest.
1. Knabe, ich bitt dich, so sehr ich kann:
O rühre mein kleines Nest nicht an!
O sieh' nicht mit deinen Blicken hin!
Es liegen ja meine Kinder drin;
die werden erschrecken und ängstlich schrein,
wenn du schaust mit den großen Augen herein.
2. Wohl sähe der Knabe das Nestchen gern,
doch stand er behutsam still von fern.
Da kam der arme Vogel zur Ruh,
flog hin und deckte die Kleinen zu,
und sah so freundlich den Knaben an:
Hab Dank, daß du ihnen kein Leid getan.
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Hev