484
mich wohl vernommen? willst niemals du die Frage tun?" „so¬
lange Sonn' und Mond am Fimmel gehen, solang ein herz in meiner
Brust noch schlägt, soll nie die Frage über meine Lippen kommen!"
Da sprach der Bitter: „habe Dank, du holde! Buf Händen will ich
dich durchs Leben tragen, daß fern dir bleiben der Erde Leid und
Clual. — Doch jetzt geh' ich zum Bampf. weih mir ein still Gebet,
auf daß der Herr im Himmel meine Waffen segne!"
Laut klirren die Schwerter aneinander, hin und her wogt der
Bampf der beiden Becken. Da — vom Schwerte des fremden Bit¬
ters getroffen, stürzt der Herzog zu Boden. „Durch Gottes Sieg ist
jetzt dein Leben mein," sprach der Sieger. „Ich schenke es dir,' doch
sollen bis zum letzten Btemzuge dir Scham und Beue tief im Busen
sagen, was du an Elsa von Brabant gefehlt!" Bur leicht war die Wunde
des Besiegten, und hilfreiche Hände der Seinen leiteten ihn hinweg-
Herzog Friedrich war durch das falsche Zeugnis seiner Gemahlin
Drtrud zu seiner Bnschuldigung bestimmt worden. Grtrud gestand
ihrem Gemahl jetzt ein, daß sie Elsa grundlos des Mordes verdächtigt
habe, um ihr das schöne Vrabanter Land zu entreißen. Da faßte den
Herzog ein großer Zorn, und fast hätte er seinem Weibe ein Leid an¬
getan,- doch wußte Grtrud seinen Grimm durch listige Worte von sich
abzulenken. Sie gemahnte ihn an die Schmach, die ihm der fremde
Bitter zugefügt, und sagte, der Sieg wäre nur durch Zauberei errun¬
gen,' sobald der Schwanritter seinen Bamen nenne, sei seine Zauber¬
kraft dahin. Schlaflos brachte Friedrich die Bacht auf seinem Lager
zu. Bachedurst erfüllte sein herz, und er schwur Vergeltung.
Bis der Morgen heraufgezogen war, begab sich alles zur hoch'
zeitsfeier zur Birche. Da trat Herzog Friedrich vor dem Gotteshause
dem Hochzeitszuge entgegen, beschuldigte seinen Gegner der Zauberei
und forderte ihn auf, seinen Bamen zu nennen. Doch der Bitter spracht
„Niemand darf meinen Bamen wissen, selbst nicht der Bönig, nur eine
Elsa. Elsa, bei dir liegt all unser Glück, willst du die Frage an
mich tun?" Elsa antwortete: „Mein Better und Beschützer! was ich Qe*
lobte, will ich treulich halten. Biemals will ich die Frage an dich \^'
len." Da wandte sich Herzog Friedrich mit zornerfülltem Herzen von
dannen. Die andern zogen unter dem Festgeläute der Glocken 3ul
Vermählung in die Birche.
Bber Friedrichs Worte hatten furchtbare Zweifel in Elsas Seele
gesenkt, und nach der Feier flehte sie zu ihrem Gemahl mit schwel'