Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen des Regierungsbezirks Düsseldorf

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fand sich mit seinen Truppen gerade in dein Havellander Luch, einem 
wüsten Sumpflande, in dem nur einige Jäger Bescheid wußten. 
Sofort schickte der Kurfürst Streifpartien aus, die von den landes¬ 
kundigen Jägern geführt wurden, und befahl ihnen, die Brücken 
über den Rhin abzubrechen, die Püffe zu versperren, die Zugänge 
unwegsam zu machen und von den bewaffneten Landleuten ver¬ 
teidigen zu lassen. Dann eilte er selbst mit seinem Heere hinter 
den Schweden her. 500 Musketiere blieben in Rathenow als Be¬ 
satzung zurück, die andern 5OO folgten ihm. Ohne Rast und Ruh, 
bei furchtbarem Regenwetter und der größten Anstrengung für Men¬ 
schen und Tiere ging es hinter den Schweden her. Überall fand 
man weggeworfene Kleidungsstücke und Tornister, Pferde und Leichen- 
Bei der Stadt Nauen holten endlich die Brandenburger die Schwe¬ 
den ein. Diese hatten jedoch die Brücke abgebrochen, die den Zu- 
gang zur Stadt bildete, so daß die Brandenburger ihnen keinen 
weiteren Schaden tun konnten; dagegen mußten die Schweden 2000 
Stück Pferde und Rindvieh zurücklassen. Beide Teile bereiteten sich 
nun auf die Schlacht vor. 
Der Kurfürst hatte die Absicht, die Schweden gründlich dafür 
zu bestrafen, daß sie sein Land so verwüstet hatten; aber er wollte 
warten, bis fein Fußvolk von Magdeburg nachgekommen war. Er 
wußte, daß es ein verwegenes Stück gewesen wäre, mit 6000 Reitern 
und 12 Geschützen einem Feinde entgegenzutreten, der doppelt so 
stark war und eine vortreffliche Stellung innehatte. Damit aber 
die Schweden nicht etwa unbemerkt aus dem Lande schlichen, über¬ 
gab er dem Prinzen von Hessen-Homburg 1500 Mann mit dem Auf- 
trage, sich an den Feind zu hängen und ihm allen möglichen Ab¬ 
bruch zu tun. Allein der tapfere Prinz ging auch zum Angriff über 
und ließ dem Kurfürsten melden: „Der Feind hat seine günstige 
Stellung aufgegeben. Die Hauptmacht ist mitten in: Gefecht; Hilfe 
ist dringend nötig." Nun zögerte der Kurfürst nicht. Ohne Be¬ 
denken griff er am 18. Juni nur mit seiner Reiterei und den zwölf 
Kanonen das doppelt so starke Heer an. Die Geschütze ließ er auf 
einen Hügel bringen, der jetzt der Kurfürstenberg heißt. Von hier 
fausten die Kugeln bald in die schwedischen Reihen und rissen große 
Lücken in die dichten Haufen. 
Der schwedische Feldherr erkannte jetzt, daß er einen großen 
Fehler begangen hatte, als er den Hügel unbesetzt ließ. Sofort 
schickte er seine Truppen zum Sturm auf den Hügel. Dort standen 
nur ein Häuflein Dragoner und die Kanoniere. Zu ihrem Schuö 
eilen vier Schwadronen Kürassiere unter Derfflinger herbei; aber fte 
werden zurückgeworfen. Mit furchtbarer Gewalt rücken tausend
	        
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