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se geb der Gott e rüeihige Stund
und mach di wieder froh und gsund!
Loset, was i euch will sage!
D'Glocke het eis g'schlage.
Und wo mit Satans Gheiß und Rot
e Dieb uf dunkle Pfade goht,
— i will's nit hoffen, aber g'schieht's —
gang heim, der himmlisch Richter sieht's!
5. Loset, was i euch will sage!
D'Glocke het zwei g'schlage.
Und wem scho wieder, eh's no tagt,
de schweri Sorg am Herzen nagt,
du arme Tropf, di Schlof isch hi!
Gott sorgt! Es wär nit nötig g'si.
6. Loset, was i euch will sage!
D'Glocke het drü g'schlage.
Die Morgestund am Himmel schwebt,
und wer im Friede der Tag erlebt,
dank Gott und faß e frohe Muet,
und gang ans G'schäft und — halt di guet!
Johann Peter Hebel.
275. Die Kapelle.
1. Droben stehet die Kapelle, 2. Traurig tönt das Glöcklein nieder,
schauet still ins Tal hinab; schauerlich der Leichenchor;
drunten singt bei Wies' und Quelle stille sind die frohen Lieder,
froh und hell der Hirtenknab'. und der Knabe lauscht empor.
3. Droben bringt man sie zu Grabe,
die sich freuten in dem Tal.
Hirtenknabe, Hirtenknabe,
dir auch singt man dort einmal.
Ludwig Uhland.
276. Der Mann mit dem Kamele.
Es ging ein Mann im Syrerland,
führt' ein Kamel am Halfterband.
Das Tier mit grimmigen Gebärden
urplötzlich anfing scheu zu werden
und tat so ganz entsetzlich schnaufen,
der Führer vor ihm mubt' entlaufen.
Er lief und einen Brunnen sah
von ungefähr am Wege da.
Das Tier hört er im Rücken schnauben,
odas mubt' ihm die Besinnung rauben.
Er in den Schacht des Brunnens kroch,
er stürzte nicht, er schwebte noch.
Gewachsen war ein Brombeerstrauch