Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen des Regierungsbezirks Düsseldorf

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Streitfragen zeitweise zwischen ihnen auftauchten, das neue Jahr¬ 
hundert zum wohltätigsten für die Menschheit gemacht. 
Kapital, Geschäftstüchtigkeit und Arbeit müssen vereint sein. 
Wer aber versucht, Zwietracht zwischen ihnen zu säen, der ist ein 
Feind aller drei. Georo-Eekert-lwaM 
für internationale 
Schulbuchtorschung 
Braunschweig 
363. Der 9. August 1909 in 
Werner Altstadt. 
Dreihundert Jahre sind vergangen, seit der Zollernaar seine 
Schwingen über das alte Herzogtum am Niederrhein ausbreitete. 
Unter seinem Schutze haben Stadt und Land ihre Kräfte entfaltet 
und — wenige Kriegsjahre und Jahre der Fremdherrschaft abge¬ 
rechnet — sich eines segensvollen Friedens und einer wahrhaft landes- 
vüterlichen Fürsorge erfreut. Aus tiefster ^-eele strömte daher auch 
die Begeisterung, mit der die Bewohner der alten Lande dem Einzug 
ihres Kaisers und Herzogs entgegensahen. Zu Tausenden waren 
sie zusammengeströmt, um in Gemeinschaft mit ihm das (Gedächtnis 
der Einverleibung des Landes in den preußischen ^tacü zu begehen; 
in seiner Gegenwart sollte das neue herrliche Neiterstandbild dev 
Großen Kurfürsten enthüllt werden. 
Hell und heiter lachte die Sonne über den rauschenden Rhein¬ 
strom, über die hochragenden Zinnen der alten s>chwanenburg, über 
die festlich geschmückten Straßen und Plätze der stützt hernieder. 
Goldig funkelte ihr Licht durch die Wipfel der Bäume des „Tier¬ 
gartens". In das Rauschen der Bäume mischten sich die macht¬ 
vollen Glockenklänge, die von den -türmen bei ^tadt zum „stillen 
Winkel" hinüberklangen. Die Stadt Cleve besitzt eine Glocke, welche 
folgende Inschrift trägt: 
„Ick heyt boofe gramme Griet, 
Als ick flaa, so flaa ick met verbriet." 
Heute hat auch die böse, heisere Grete ihren Verdruß vergessen 
und jubeltönig den Willkommengruß dem Kaiserpaare entgegenge- 
fandt. Wie sollte sie auch zurückbleiben, wenn tausend Herzen treuer 
Untertanen dem Herrscherpaar in Liebe und Dankbarkeit entgegen¬ 
jubelten? 
Um 11 Uhr morgens fuhr der kaiserliche Sonderzug in den 
Bahnhof „Stiller Winkel" ein. Nachdem der Oberpräsident der 
Rheinprov'inz das Kaiserpaar begrüßt hatte, setzte sich der Festzug in 
Bewegung. Voran ritt ein Ehrengeleit von 60 Landleuten in schmucker
	        
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