74. Keschichte der Mäckerei.
Dxr Entstehung und Entwickelung der Bäckerei ging notwendi¬
gerweise die Entwickelung des Getreidebaues und der Müllerei vor¬
aus; sie sind als deren Vorläufer zu betrachten, wenn sie auch noch
keineswegs die ersten Beschäftigungen der Menschheit bildeten. Diese
bestanden vielwehr in Jägerei, Fischfang und Viehzucht. Es folgte
ihnen aber bald der Ackerbau, der schon bei den alten Ägyptern
und später bei den Juden im Lande Kanaan eifrig betrieben wurde.
Auch die alten Germanen lebten zum Teil vom Ackerbau und
ernteten von dem mühsam gelockerten Boden Hafer und Gerste.
Dagegen waren Weizen und Roggen bei ihnen noch ganz unbekannt
und sind erst durch die Völkerwanderungen in der Zeit vom 4.
bis 6. Jahrhundert nach Deutschland gekommen. Dieses Land, vor¬
zeiten noch eine Stätte großer Sümpfe und unwirtlicher Wälder,
ist unter den fleißigen Handen seiner Bewohner allmählich zu hoher
Blüte und Fruchtbarkeit emporgewachsen, wenn es auch in Anbetracht
der zahlreichen Bevölkerung nicht io viel Getreide zu liefern vermag,
als zur allgemeinen Ernährung erforderlich ist, und das fehlende
daher aus dem Auslande eingeführt werden muß.
Im Laufe der Zeit hat sich der Getreidebau über ganz Europa
und über die ganze Erde ausgebreitet, obwohl dabei fast jeder Erd¬
teil eine besondere Getreideart als heimische Volksnahrung bevor¬
zugt: Europa den Weizen, Asien den Reis, Afrika die Hirse und
Amerika den Mais.
Anfänglich wurde das Korn roh und ungerüstet gegessen, blieb
aber in ungemahlenem Zustande für den Menschen so gut wie wert¬
los. Man sann daher bald auf Mittel, das Getreide so umzuformen,
daß es als Nahrungsmittel verwandt werden konnte, und so führte