eignen Mitte wählen. Diese verwalteten dann die städtischen Angelegen⸗
heiten selbständig, und die Regierung hatte nur die Aufsicht über sie.
4. Vor allem aber mußte dafür gesorgt werden, daß der Staat ein
neues, tüchtiges Heer bekam. Der Schöpfer desselben war der General
s5 Scharnhorst. Auf seinen Rat wurde in Preußen die allgemeine Wehr—
pflicht eingeführt; jeder gesunde und kräftige junge Mann war sortan
verpflichtet, im stehenden Heere zu dienen. Früher wurden zu Soldaten
nur die Söhne der Bürger und Bauern ausgehoben. Die Söhne vor—
nehmer und reicher Leute waren frei oder konnlen sich auch wohl durch
10 Geld frei machen. Was aber noch fehlte, das wurde im Auslaͤnd für
Geld angeworben, oft aus dem schlimmsten Gesindel. So kam es, daß
der Soldat schlecht behandelt, und daß er von allen Leuten verachtet
wurde. Jetzt aber, wo alle dienen mußten, wo neben dem Ärmsten
auch des vornehmen und reichen Mannes Sohn im Gliede stand, jetzt
15 wurde es bald eine Ehre, Soldat zu sein. Und die viel hunderttaufend
Bauern im ganzen Lande, die durch des Königs Gebot freie Eigentümer
geworden waren, gaben jetzt gern ihre Söhne dem Könige zu Soldaten,
während sonst das Haus voll Jammers geworden war, aus dem ein
Sohn zum Dienste ausgehoben wurde.
20 Alle diese Neuordnungen erfüllten das preußische Volk mit frischem
Mute und neuer Hoffnung. Die Liebe zum Vaterland wuchs in allen
Schichten des Volkes, und so wurden die Keime gelegt zu der Begeisterung
und dem Opfermut, die sich in den Befreiungskriegen so herrlich
offenbarten. Nach Pertz und Hahn.
25 325. Andreas Hofer.
1. Zu Mantua in Banden 4. Dem Tambour will der Wirbel
der treue Hofer war; nicht unterm Schlägel vor,
in Mantua zum Tode als nun Andreas Hofer
führt ihn der Feinde Schar; schritt durch das finstre Tor.
30 es blutete der Brüder Herz, Der Sandwirt, noch in Banden frei,
ganz Deutschland, ach, in Schmach und dort stand er fest auf der Bastei,
Schmerz, der Mann vom Land Tirol.
mit ihm das Land Tirol! 5. Dort soll er niederknien;
2. Die Hände auf dem Rücken, er sprach: „Das tu' ich nit!
85 Andreas Hofer ging Will sterben, wie ich stehe,
mit ruhig festen Schrittenz will sterben, wie ich stritt,
ihm schien der Tod gering, so wie ich steh' auf dieser Schanz;
der Tod, den er so manchesmal es leb' mein guter Kaiser Franz,
vom Iselberg geschickt ins Tal mit ihm sein Land Tirol!“
10 im heil'gen Land Tirol. 6. Und von der Hand die Binde
3. Doch als aus Kerkergittern nimmt ihm der Korporal;
im festen Mantua * Andreas Hofer betet
die treuen Waffenbrüder allhier zum letztenmal;
die Händ' er strecken sah, dann ruft er: „Nun, so trefft mich recht!
1s da rief er aus: „Gott sei mit euch, GebtFeuer! Ach, wie schießt ihr schlecht
mit dem verratnen deutschen Reich Ade, mein Land Tirol!“
und mit dem Land Tirol!“ Jul. Mosen
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