fullscreen: Lehr- und Lesebuch der Geschichte von der Gegenwart bis auf Kaiser Karl den Großen

Kaiser Friedrich III. 
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das nahe Ende des geliebten Fürsten vorauszusehen. Denn nach einem 
beklagenswerten Verhängnis hatte ihn, als er noch Kronprinz 
Friedrich Wilhelm war, eine tückische Halskrankheit befallen. 
Vergeblich versuchten die zu seiner Behandlung berufenen Ärzte ihre Kunst 
an ihm; auch der Aufenthalt in San Nemo unter Italiens milderem 
Himmel brachte dem schwer Geprüften keine Genesung. Damit er nicht 
ersticke, mußte ihm sogar die Luftröhre aufgeschnitten und eine silberne 
Röhre eingesetzt werden. Nun konnte er auch nicht mehr sprechen, und immer 
schwieriger wurde seine Ernährung. So traf ihn, den Todkranken, am 
9. März 1888 die Kunde von dem Ableben seines greisen Vaters. Er 
war nun Kaiser und König und nannte sich fortan Friedrich III. 
Trotz der rauhen Jahreszeit eilte er in hohenzollernfchem Pflichtgefühl 
sogleich in die Heimat und nahm anfangs im Schlosse zu Charlotten- 
bürg, wo auch die Hochzeit des Prinzen Heinrich stattfand, darauf im 
Neuen Palais zu Potsdam seinen Wohnsitz. 
Bis zum letzten Atemzuge sann und sorgte er für das Wohl 
seines Volkes. Während der ganzen Zeit der Krankheit aber gab er 
das ergreifendste Beispiel, wie ein Held leidet, ohne zu klagen. 
Als der edle Dulder, am 15. Juni 1888, von seinen unsäglichen 
Qualen erlöst war, wurde seine irdische Hülle in der Friedenskirche zu 
Potsdam beigesetzt, zwei Jahre später jedoch nach dem daneben neu- 
erbauten Mausoleum übergeführt. 
Sein Andenken aber lebt fort in den Herzen des deutschen Volkes; 
fort lebt er in Liedern und Bildern, nicht nur als ein Held im Leiden, 
nein, mehr noch als der glückliche Vollbringer großer Thaten, 
als ein Mitbegründer unseres deutschen Reiches. In seiner hohen, 
schönen Siegfriedsgestalt, in feiner bezaubernden Leutseligkeit war und 
bleibt „unser Fritz" der gefeierte, volkstümliche Held, der in blutigen 
Kämpfen seines Vaters Krieger von Sieg zu Sieg führte. 
Geboren wurde Kaiser Friedrich am 18. Oktober (Schlacht bei 
Leipzig) 1831 da, wo er gestorben ist, im Neuen Palais zu Potsdam 
(siehe Stammbaum). Unter den Augen des ernsten Vaters und der milden 
Mutter verlebte er in Gemeinschaft mit der einzigen, jüngeren Schwester 
Luise eine glückliche Jugendzeit. Vortreffliche Lehrer unterrichteten 
ihn in den Wissenschaften; dann studierte er bis 1852 zu Bonn, und 
zu seiner militärischen Ausbildung trat er darauf in das 1. Garde- 
Regiment z. F. ein. 
Im Jahre 1858 vermählte er sich in London mit der englischen 
Prinzessin Viktoria. Ihrer glücklichen Ehe entsprossen acht Kinder 
(siehe Stammbaum), von denen zwei hoffnungsvolle Söhne leider durch
	        
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