Und will ich Krieger sehen, seh' ich dies Regiment!"
Doch Kriegsglück ist launisch. — Nacht ist's, und Hochkirch brennt.
Wie Nachtgespenster brachen die Feinde ans der Schlucht,
jetzt liegt der dritte Mann schon, doch keiner denkt an Flucht.
Da sprengt ein General her in vollem Rosseslauf: 5
„Forkade kann zurückgehen, und Wedell nimmt euch auf."
Sie schütteln mit dem Kopfe, ein alter Flügelmann spricht:
„Forkade ist nie gewichen, wir weichen auch heute nicht!"
Schon liegt in seinem Blute der letzte Offizier!
„Nun, Junker, denkt der Ehre, das Regiment führt Ihr!" 10
Es ist ein feiner Knabe, er trägt noch keinen Flaum.
Und wieder mahnt zum Rückzug ein Bote, bedeckt mit Schaum.
„Als ich vor Wochen eintrat, da lernte ich Pflicht und Ehr',
ich hörte wohl von Siegen, von Rückzug nimmermehr!
Die Führung des Regimentes liegt jetzt in meiner Hand, 15
und, wie ich es erlernte, ich stehe, wo ich stand.
Daß nicht in jungen Händen die alte Ehre bricht,
Forkade ist nie gewichen, wir weichen auch heute nicht!"
Und wilder wird der Ansturm und rasender der Kampf,
es dröhnt die Erde von Schüssen und der Schwadronen Gestampf. 20
Die düstre Nacht beleuchtet nur Hochkirchs Flammenschein,
schon brennt die alte Kirche, und endlich stürzt sie ein.
Und von den Grenadieren steht auch nicht einer mehr,
es kämpft nur noch der Junker, und endlich fällt auch er.
Sein Herzblut fließt in Strömen, die bleiche Lippe spricht: 25
„Forkade ist nie gewichen, auch heute wichen wir nicht!"
Neuer Deutscher Balladenschatz. 8. Sonderheft der Woche.
264. Der Preuße in Lissabon. B°n Karl von Holter.
Cin Bürgersmann von echtem Schrot und Korn,
der alte, wohlbekannte Nettelbeck, 30
war einst als eines Schiffes Kapitän
in Lissabon — und in bedrängter Lage.
Er wußte feine Laduug für sein Schiff
und sah bekümmert in die Zukunft wohl
und dachte trauernd an die lieben Seinen 35
im fernen Preußenland. —
Geladen nun
zu einem Schmaus bei einem Portugiesen,
den kaum er kennt dem Namen nach, geht still
und düstern Sinns er seinen Weg. Am Markt
erblickt er plötzlich — und er glaubt zu träumen,
traut seinen Augen nicht — vor einem Zelt
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