Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

des Neujahrstages mit ihren Strahlen die Zinnen und Fenster der alten 
Pfalz im Rhein vergoldete, da befand sich die ganze Vorhut der Preußen 
auf dem linken Rheinufer. Die Truppen hatten nicht allein Bacharach, 
sondern auch die Dörfer Langscheid, Henschhausen und die Stadt Oberwesel 
besetzt. Überall wurden die Soldaten mit dem größten Jubel von der 5 
Einwohnerschaft begrüßt. 
Der Übergang, der den ganzen Tag ununterbrochen fortdauern sollte, 
erlitt dadurch eine unangenehme Verzögerung, daß der mächtige Strom 
einzelne Teile der Brücke fortriß. Am Abend des 2. Januar waren 
sämtliche Preußen auf dem linken Rheinufer. 10 
Jetzt steht in dem Städtchen Kaub, wo Blücher den berühmten Über¬ 
gang über den Rhein bewerkstelligte, ein schönes Denkmal des tapfern 
Feldmarfchalls, und auf dem linken Rheinufer befindet sich ein Denkstein. 
Wickede, Geschichte. 
277. Äu8 Bon Ferdinand Schmitz. 15 
ie oft haben wir als Knaben mit verhaltenem Atem und 
klopfendem Herzen gelauscht, wenn unsere Großväter winters 
in der Dämmerstunde auf der Ofenbank saßen und von 
all den Drangsalen erzählten, die französisches Kriegsvolk 
während der großen Revolution braven bergischen Leuten 20 
in Stadt und Land bereitet hatten. Und wenn auch 
manchmal unsere Augen feucht wurden von Tränen des Mitleids oder 
unsere kleine Faust sich zornig ballte, immer wieder bettelten wir: „Gro߬ 
vater, erzähl' uns von der Franzosenzeit!" Erleichtert atmeten wir dann 
auf, wenn wir hörten, daß nach dem Frieden von Luneville (1801) die 25 
französischen Truppen das bergische Land räumten und sich auf die linke 
Rheinseite zurückzogen. Damals war der Rhein die Talgrenze zwischen 
Deutschland und Frankreich geworden. 
Aber nur scheinbar begnügte sich die Ländergier Napoleons, den die 
Revolution auf den Kaiserthron der Franzosen erhoben hatte, mit den 30 
linksrheinischen Erwerbungen. Am 21. März des Jahres 1805 lasen 
die erstaunten Bürger von Düsseldorf am Rathaus einen Anschlag, in 
dem ihr Herzog, König Max Joseph von Bayern, von seinen getreuen 
Untertanen Abschied nahm und Stadt und Herzogtum an Napoleon abtrat. 
Als hätten sie etwas Liebes begraben, so schwer fiel es auf die Herzen 35 
der ahnungslosen Düsseldorfer. Eine neue Franzosenzeit fing an, von 
der nun freilich die Landeshauptstadt am meisten erfahren sollte. Der 
Kaiser gab das Land seinem Schwager Joachim Murat (sprich: Müra), und 
bald zog dieser ehemalige Gastwirtssohn, der den Titel „Prinz und Gro߬ 
admiral von Frankreich" führte, als Herzog von Berg in seine neue Residenz- 40 
stadt ein. Am alten Berger Tore überreichten ihm „die Ältesten" die
	        
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