fest auf seinem Posten stand. Ich habe mir das eingeprägt. Jener
Dorfschmied tritt in jeder trüben Stunde, wo Verzweiflung meine Welt
zu bezwingen droht, hell vor mein inneres Auge. Ich sehe ihn dann
mitten in feinem Fnnkenregen. Die Zange in seiner Linken hält das
glühende Eisen gefaßt, aus der kräftigen Rechten fährt Schlag auf
Schlag auf den dröhnenden Amboß. Seine Miene ist ruhig, Angesicht
und nackte Arme sind geschwärzt von der rauhen Arbeit, wie ein Herrscher
steht er in seiner lichtvollen Schmiede. Das Bild eines Mannes, der seine
Pflicht tut — mitten im Elend, unverbittert, ungebrochen!
Lienhard, Helden, Bilder und Gestalten. (Gekürzt.)
45. Der Weichensteller. Bon Karl Freiherr von Berlepsch.
1. Und nun noch der Schnellzug nach Eharleroi!
In fünf Minuten schon ist er da! —
Er trottet hinaus zum äußersten End',
die letzte Weiche zu stellen behend'.
Im Schnee seine Tritte knarren,
die Nacht ist kalt zum Erstarren.
2. Bald lädt bei traulichem Lampenschein
die warme Stube den Müden ein,
und ein Kuß vergilt ihm des Tages Qual,
ein liebendes Weib und ein einfach Mahl,
dann werden am Bettchen sie stehen
und das Bübchen schlummern sehen! —
3. Hei, wie der Ostwind eisig pfeift,
wie's tief durchs wollene Wams ihm greift!
Eine rote Lampe! Nun ist er zur Stell'.
Nur schnell!
Fern sind zwei Lichter erschienen,
schon stoßen und stampfen die Schienen.
4. Der Zug! Cs war die höchste Zeit!
Doch was ist das? Barmherzigkeit!
Der Hebel dreht sich im Bügel zu leicht,
und wie er in Eile sich niederneigt,
da hat es ganz leise geklungen,
das eiserne Band ist gesprungen. -
5. Verzweifelt preßt er die Hand an die Stirn,
ein einz'ger Gedanke durchzuckt sein Hirn:
Der Zug! - Und braust er die falsche Bahn,
so ist es um ihn und die Menschen getan,-
denn kaum minutenlang weiter
rast ihm entgegen ein zweiter. -
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