Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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corps in Hersfeld lag, aufgetragen worden. Zur bestimmten Stunde riefen 
die wirbelnden Trommeln seine Jäger auf den Sammelplatz, während die 
ganze Stadt vom Klagegeschrei der flüchtenden und fliehenden Einwohner 
ertönte. Lingg trat vor die Reihe seiner Krieger, stellte ihnen mit kräftigen 
Worten das unglückliche Schicksal der Einwohner, unter denen so viele 
an dem Morde unschuldig seien, vor, schilderte, wie eine solche Plünderung 
der Zügellosigkeit freien Lauf gewähre und nicht ohne Greuelthaten aller Art 
vorübergehe. Sodann sprach er: „Der Befehl zur Plünderung ist gegeben, 
sie ist uns übertragen, sie ist jedem von euch erlaubt; wer Lust zu plündern 
hat, trete vor aus seinem Glied und melde sich!" Tiefe Stille; nicht ein 
Mann rührte sich. Ein zweiter Aufruf von Lingg erfolgte, und die Soldaten 
standen unbeweglich wie eine Mauer; keiner wollte sich an der Habe seiner 
deutschen Mitbrüder vergreifen, und — die geängstigte Stadt war 
gerettet. 
Plan: 
Einleitung: Anknüpfung an den Namen. 
Hauptteil: Eine edle That deutscher Krieger. 
I. Die bedrohte Stadt. 
3) Das Vergehen gegen die fremden Truppen. 
b) Das Strafurteil. 
e) Der mit der Vollstreckung Beauftragte. 
II. Die Abwendung der Strafe. 
a) Lingg schildert seinen Leuten die Greuel einer Plünderung. 
b) Er gibt die Erlaubnis zu plündern. 
c) Die Folge: keiner will plündern. 
Schluß: Die Stadt ist gerettet. 
31. Der Predil. 
Der Erzähler der folgenden Geschichte kam einmal zu Fuß über den 
Predil, einen herrlichen Berg der Karnischen Alpen, von dessen Abhängen 
der Jsonzo in mächtigen Sprüngen dem Thale von Görz zueilt. Folgt man 
der schönen Straße, die einer der letzten deiltschcn Kaiser über den Berg hat 
führen lassen, aufwärts, so kommt man an die hohen Nilinen, welche in der 
Umgegend unter dem Namen „die Klause" bekannt sind. — In den Sonnen¬ 
strahlen, welche über diese Rinnen auf das linke Felsenufer des Jsonzo 
herüberfielen, saß, als der Erzähler an diese Stätte kam, ein alter Mann 
aus Villach, der seinen zwei Frachtwagen vorausgegangen war, als sie am 
Wirtshaus auf der Schcidcck des Berges anhielten, um die Rosse ein halbes 
Stündlcin verschnaufen zu lassen. Da der Erzähler auch gerade nichts 
Besseres zu thun hatte, so setzte er sich zu dem alten Manne. Die Kärntner 
aber sind meistens gar freundliche, umgängliche und redselige Leute, und so 
teilte auch dieser alte Fuhrmann fast ungebeten über die ausgebrannte Klause
	        
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