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die gepflanzten Eicheln aus und zernagt die Zapfen der Nadelhölzer,
um sich ihres Samens zu bemächtigen; auch die Knospen und jungen
Triebe der Nadelhölzer dienen ihm zur Nahrung; ja, es schält häufig
die Rinde von den Bäumen und frisst selbst die junge Brut der
lieblichen Waldsänger. Zu dieser räuberischen Thätigkeit ist sein
starkes Gebiss ganz besonders geeignet. Vorne im Munde sitzen
oben und unten 2wei scharfe, gebogene Nagezähne, die sich durch
das stete Nagen meilselföôrmig zuschärfen. Sie stecken tief in den
Kiefern. Durch das häufige und anhaltende Nagen nutzen sie sich
ab, wachsen aber stetig nach. Erleichtert wird das Nagen noch durch
die gespaltene Oberlippa. Die mit langen Pinselhaaren versehenen
Ohren ragen weit aus dem Pelze hervor. Der lange Schwanz ist
buschig und zweizeilig behaart; er dient dem Tierchen bei seinen
gewagten Sprüngen zugleich als Fallschirm. Die Färbung der Ober⸗
Jeite des Lichhörnchens wechselt sehr, vom grellen Rotbraun bis
fast zum Schwarz; unten ist es stets weils gefärbt. Im Winter
geht das Rotbraun meist in Graubraun über. Zum Schutze gegen
ungũnstige Witterung und besonders zum Lagerplatze für seine drei
bis vier Jungen baut das Eichhörnchen in hohen Bäumen ein grolses,
kugeliges Nest aus Reisern und Laubwerk und polstert es inwendig
mit Moos und zernagter Baumrinde weich aus. Das Nest hat einen Ein-
gang von der Seite. Zuweilen trägt das Eichhöõrnchen im Herbste Nüsse,
Richeln und Bucheckern in Baumlöcher, um sie als Wintervorrat
zu bewahren; doch werden diese Vorräte häufig nicht verzebrt.
Die Hauptfeinde des Eichhörnchens sind der Mensch und der
Baummarder.
Grass.
67. Von der Pflege der Haustiere.
Die Haustiere gewähren dem Menschen einen außerordentlichen
Nutzen und tragen viel zur Erhaltung und Annehmlichkeit seines Lebens
bei, indem sie ihm die beste uͤnd kräftigste Speise, Stoff zu Kleidung
und zu hunderterlei nützlichen Gegenständen liefern. Der Mensch hat
schon deshalb die Pflicht, sie gut zu behandeln und zu pflegen,
abgesehen davon, daß auch die Religion und seine eigene Menschenwürde
ihm diese Pflicht auf das bestimmteste auferlegen.
Es sollte dem Menschen um so leichter sein, dieser Pflicht Folge
zu leisten, als sie mit seinem eignen Vorteile genau übereinstimmt.
Gute Pflege und Behandlung der Haustiere erhöhen deren Leistungen
außerordentlich. Die Tiere gedeihen und bringen einen um so größeren
Nuhen. Dagegen folgt der schlechten Behandlung allerlei Schaden und
Nachteil. Mancher Bauer klagt, er habe stets Unglück im Stalle;
würde er genau nachforschen, woher dieses Unglück stammt, so würde
er gar oft sich sagen müssen: „Es kommt von dir selbst her; du läßt
dein Vieh hungern; du mißhandelst es; du mutest ihm zu große Arbeit zu;
du hast keine Ordnung im Stalle“ u. ä.