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120. Der Stationsvorsteher. 
Artur Achleitner. 
„Punkt 5 Uhr 20 wird der Hofsonderzug zur Abreise Seiner 
Majestät des Kaisers bereitstehen,“ sagte der Stationsvorsteher von 
Mürzzuschlag zu dem Hofbeamten, welcher den kaiserlichen Befehl 
zur Abreise auf heute Nachmittag überbracht hatte. 
Es war an einem sonnenhellen Sonntag im Hochsommer, 
und was da der Verkehr auf der weltberühmten Semmeringbahn 
zu bedeuten hat, weiß jeder Besucher des Hochgebirges, am besten 
aber der Vorsteher des höchstgelegenen Bahnhofes. Der Hofbeamte 
meinte zwar, „je früher, desto besser“, und fügte geheimnisvoll bei, 
die eilige Rückfahrt hange etwas mit schlecht ausgefallener Jagd zu— 
sammen. „Früher geht es beim besten Willen nicht,“ erklärte nach 
sorgfältigem Studium der Fahrpläne der Vorsteher, „auch ist die 
Verantwortung zu groß!“ 
„Hm! Majestät würden aber eine frühere Abfertigung des 
Hofzuges gerne sehen.“ 
„Geht nicht.“ 
„Majestät wollen so rasch wie möglich in Wien sein!“ 
„Ist ganz unmöglich, sonst regnet es zerdrückte Puffer!“ Der 
Betriebsbeamte blieb unerschütterlich, und mit dem endgültigen Be— 
scheide: „Abfahrt des Hofsonderzuges um 5 Uhr 20“ mußte sich der 
Hofbeamte zufrieden geben. 
Gleich darauf trug der Telegraph die Ankündigung des kaiser— 
lichen Sonderzuges nach Wien, die Antworten liefen ein, Bahn— 
bedienstete übermittelten an den Führer, den Heizer, den Wagen— 
wärter und den Bremser des Hofzuges den Bereitschaftsbefehl, die 
Maschine ward schleunigst geheizt, und die Salonwagen wurden 
nochmals nachgesehen und geputzt. Zug auf Zug passierte in— 
zwischen die von Reisenden überflutete Station, und auf dem 
Bahnsteige von Mürzzuschlag wimmelte es wie in einem Ameisen— 
haufen. 
„Ist der Hofzug zusammengestellt?“ fragte der Vorsteher. 
Eben wird rangiert. 
„Er kommt aufs erste Geleise rückwärts bis zum Brucker Aus— 
fahrtwechsel.“ 
„Zu Befehl, Herr Vorsteher!“ 
„Ein Bahndiensttelegramm, Herr Vorsteher!“ 
„Potztausend, was gibt's denn schon wieder?“ 
„Südbahnhof Wien meldet eingelegten Sonderzug ab Wien, 
daher Kreuzung mit Hofzug in Wiener-Neustadt.“