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schaftsverfahren „Schultz-Lupitz“ aller Wahrscheinlichkeit nach nicht
besitzen. Dazu hat ihn in den ersten Jahren bittere Not getrieben,
die ihn veranlaßte, aufs gründlichste alle Bodenverhältnisse zu unter—
suchen, um den Mißständen abzuhelfen.
In Jena hatte er gelernt, das Heil der Landwirtschaft liege
hauptsächlich in der Viehhaltung. Er beeilte sich also, in Lupitz
einen vergrößerten Viehstand zu verstärkter Düngererzeugung ein—
zuführen. Zwei, drei Jahre war der Erfolg gut, aber eben auch nicht
länger. Da ließen in seinem Sandboden die Erfolge der Stallmist—
düngung so erheblich nach, daß er sich notgedrungen nach etwas
anderem umsehen mußte, um auf Lupitz leben, geschweige denn auch
nur die mindeste Rente herauswirtschaften zu können.
Da entdeckte er in einem benachbarten Forst eine Mergelgrube.
Aber erst sieben Jahre mußte er warten, bis ihm der Staat die Be—
nutzung erlaubte. Er mergelte seine Felder mit dem glücklichsten
Erfolge; die Erträge stiegen, und er glaubte, alles erreicht zu haben.
Jedoch nach drei, vier Jahren sanken die Erträge wieder. Da trat
seine schwerste Zukunftssorge auf: Sein Lupinenbau fing an zurück—
zugehen, weil die Pflanzen mergelkrank wurden. Auf jene Kultur
aber hatte er zum größten Teil seine Viehhaltung gegründet. Nun
wurde ihm die Grundlage der Wirtschaft entzogen, die Geldmittel
waren verbraucht, das Gut war aufs höchste belastet — Schultz stand
am Rande des Zusammenbruchs.
Da kamen die Staßfurter Kalisalze in den Handel. Dank der
Lehre Liebigs, die er in Hohenheim und Jena gehört, stürzte sich
Schultz mit Eifer auf deren Anwendung. Zu seiner großen Freude kam
ihm gleich in den ersten Jahren die höchst wichtige Erkenntnis, daß
man durch Düngung mit Kalisalzen Lupinen wieder zu einem gedeih—
lichen Wachstum bringen konnte. Mancher würde sich damit begnügt
haben, aber Schultz beobachtete scharf weiter. Er bemerkte, daß die
mit Kali gedüngten Lupinen weit bessere Eigenschaften als Vorfrucht
bekommen hatten. So steigerte sich der Roggenertrag zu guten Ernten.
Vor der Kalizeit hatte er auf dem magern Sandboden 28—32 Zentner
vom Hektar gehabt, jetzt 40548. Er sah weiter, daß das Kali
allein unzureichend sei, und nahm daher eine angemessene Phosphat—
düngung hinzu. So bildete er sein Wirtschaftsverfahren aus, das zum
Ziele führte; er nannte es „L. D.“, „Liebig-Düngung“; heute
heißt es allgemein „Lupitzer Düngung“. Sie beruht also darauf,
daß man durch Kalizufuhr die Stickstoffsammler zu gedeihlichem Wachs⸗
tum bringt, daß man alsdann durch sie drei-, viermal so viel Stichstoff
mit den Wurzelrückständen der Pflanzen oder der untergepflügten
Grünmasse in den Boden hineinbringt als ohne sie. Infolgedessen
findet die Nachfrucht einen ausgiebigen Stickstoffvorrat vor und kann
diesen in vollem Maße ausnutzen, wenn ihr wiederum genügend
Kali und Phosphorsäure geboten wird.
Als Schultz 1882 mit seinen bedeutsamen Erfahrungen hervor—
trat, fehlte es nicht an Nörglern, die geringschätzig fragten: Was