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6. „wer ist dein Herr?" frug Hilde, „und wie ist er genannt? 
Trägt er eine Krone, und hat er eignes Land? 
Fürwahr, ich bin im Herzen ihm hold um deinetwegen." 
Da sprach der kühne Däne: „Kein König ist an Macht ihm überlegen. 
7. Und verrät uns keiner, so meld' ich dir gar gern, 
Ullerschönste Jungfrau, von meinem edlen Herrn, 
was er uns ausgetragen, da er um deinetwillen 
Zu deines Vaters Burg und Land uns sandte, seiner Sehnsucht weh 
zu stillen." 
8. Sic sprach: „So laß mich hören, was mir dein Herr entbeut 
Uls Gruß aus eurem Lande. Und wenn es mich erfreut, 
So will ich, eh wir scheiden, dir meine Meinung sagen." 
Die Scheu vor König Hagen schuf bei Hof dem Sänger Unbehagen. 
y. Doch sprach er zu der Jungfrau: „Mein herre tut dir kund, 
Daß dich sein herze minne aus allertiefstem Grund. 
So laß ihn nun, o Herrin, genießen deiner Güte! 
Dein Bild hat alle Frauen verdrängt aus seinem Herzen und Ge¬ 
müte." 
10. Sie sprach: „Dieweil so gütig dein lieber Herr nun ist, 
So lass' ich von der Ubsicht fortan zu keiner Frist: 
Ich lohn' ihm, daß er nur auf mich gestellt sein Sinnen. 
Wagt' ich's vor dem Vater, so zög' ich frohbereit mit euch von hinnen." 
11. Er sprach: „wir nehmen Abschied von dieses Reiches Bann. 
Drum liegt mit einer Bitte flugs Eurem Vater an: 
wie dünkt Euch, edle Jungfrau, wenn Ihr bereit ihn machtet, 
Daß er mit Weib und Tochter zum Abschied unsre Kiele sich be¬ 
trachtet?" 
12. Drauf schlich er fort und machte dem alten wate kund, 
Die edle Jungfrau minne aus tiefstem Herzensgrund 
Ihren Freund hetel, den Herrn der Hegelingen. 
Dann dachten sie aus Wege, die Jungfrau sicher mit sich heimzu¬ 
bringen. 
13. verhohlen blieb den Iren der ganze kühne Plan: 
was nötig schien zur Wiederfahrt, gar heimlich ward's getan. 
Sie sagten'? nun den Degen, die in den Schiffen lagen. 
Die hörten's voller Jubel: die Rast schuf ihnen längst schon Un¬ 
behagen.
	        
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