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gen. All diese Menschen entströmen den Fabriken und Werk—
stätten, um in ihren Behausungen schnell Nahrung und Stärkung
für die zweite Hälfte des Tages zu finden. Da überkommt uns
denn eine weitere Ahnung von der Großartigkeit der gewerblichen
Thätigkeit des Wupperthals.
Barmen ist der Hauptsitz der Bandwaren-Fabrikation. Ohne
die zahlreichen Ortschaften, welche für Barmen beschäftigt sind,
zählt man in der Stadt allein über 2000 Band- uͤnd Vorten—
wirkerstühle. Werfen wir einen Blick in die Werkstaͤtten) In
langen, hellen Sälen reiht sich Maschine an Maschine, wahrte
Wunder des Maschinenbaues; es walzt, stößt, hebt, schiebt,
um die Fäden in den vielfachsten Verschlingungen zu Bändern ꝛc
herzustellen. Hier steht ein Mann bor der Walze eines kunst—
reichen Webstuhls, den seine Hände in Bewegung setzen, und vor
unsern Augen entstehen Bänder, bald schmal, bald breit mit ein⸗
gewebten Mustern in den schönsten Farben. Treten wir in einen
andern Raum. Von der Kraft des Dampfes getrieben, bewegt
sich hier eine Unzahl eiserner Scheiben, auf denen in wirbelndem
Tanze Rollen mit Fäden sich bewegen, und vor unseren Augen
entstehen Schnürriemen, Litzen 2c. äller Art, ganz oder teilweise
von Seide, Wolle, Baumwolle oder Leinen.
Flußabwärts schließt sich unmittelbar an Barmen die Stadt
Elberfeld an; beide Städte sind durch zwen Elsenbahnen und
durch eine Pferdebahn verbunden. Einen Anspruch auf den Namen
einer schönen Stadt darf Elberfeld nur in den neueren
Stadtteilen erheben, welche namentlich im Westen zu beiden
Seiten der Königsstraße entstanden sind; in den ältesten Teilen
der Stadt dagegen sind die Straßen eng und winkelig. Aber die
stets sauber in Olanstrich gehaltenen Häuser, sowie die vielfachen
Anzeichen eines verbreiteten Wohlstandes und Reichtums machen
doch auf jeden einen freundlichen und wohlthuenden Eindruck.
Elberfeld ist der Hauptsitz der Herstellung der Baum—
wollen-⸗, Seiden- leichten Wollen- und aus Baumwolle,
Seide und Wolle gemischlen Waren. Außerdem aber möchte es
kaum einen Zweig der Fabrikation geben, der hier nicht in einem
mehr oder minder bedeutenden Umfange betrieben wird. Nur
wer die größten Fabrikstädte Englands und Frankreichs gesehen
hat, kann sich einen Begriff von dem Bilde menschlicher Thaͤtigkeit
und regen Kunstfleißes machen, das uns hier üͤberall begegnet.
Fahrik reiht sich an Fabrik, besonders längs der Wupper, und die
rauchenden Turmessen verraten die gewaltigen Maschinen⸗
aͤfte, welche hier im Dienste der verschiedenͤn Gewerbe stehen.
Wenn aber Sonntags die Thätigkeit in den Fabriken ruht,